Der Krieg der Brausen

Es ist ein ungleicher Kampf mit ungewissem Ausgang: Coca-Cola greift den fränkischen Getränkehersteller Bionade in seiner Werbung an – während Emporkömmling aus Kornwestheim die US-Limo auf ihrem ureigensten Markt attackiert.
KORNWESTHEIM Erst versuchte der mächtige US-Konkurrent Coca-Cola vor zwei Jahren, den fränkischen Getränkehersteller Bionade zu schlucken – ohne Erfolg. Jetzt greift Coca-Cola den Emporkömmling aus Kornwestheim in seiner Werbung an – während Bionade die US-Limo auf ihrem ureigensten Markt attackiert.
Die Franken-Limo wird bereits in England, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal vertrieben. In Deutschland gilt sie als drittmeist verkauftes nichtalkoholisches Getränk. Jetzt der Sprung über den großen Teich: Spätestens in zwei Jahren will Geschäftsführer Peter Kowalsky mit einem eigenen Abfüllwerk im US-Bundesstaat Iowa den amerikanischen Markt beliefern, kündigte er an. Testmärkte sind zurzeit die Wellness-Regionen San Francisco, New York und Los Angeles.
„Eine Cola würde ihren Kindern Bionade zu trinken geben“
Längst ist Bionade keine beschauliche Familienbrauerei mehr. Heuer sollen 250 Millionen Flaschen verkauft werden. Kowalsky setzt auf die Aversion vieler Kunden gegen anonyme Industrie-Mixturen, mit Werbebotschaften wie „Eine Cola würde ihren Kindern Bionade zu trinken geben“ oder „Von führenden US-Getränkeherstellern nicht empfohlen“.
Der Boom bei den Wellnessgetränken verspricht gute Erlöse, während mit herkömmlichen Getränken immer weniger Geld verdient wird. Zum 1. Juli leistete sich Bionade eine Preiserhöhung um rund fünf Euro pro Kiste. Die gesundheitsbewusste Kundschaft schluckt’s – ein Phänomen, das es wohl nur im privilegierten Wohlfühl-Segment gibt.
Kein Wunder, dass sich Coca-Cola nicht lange zum Duell bitten lässt. In Anzeigen führt der Konzern die Nährwerte von Coca Cola auf. Mit einer Plakat-Kampagne macht er Bionade den Nimbus des Naturproduktes streitig: „Ohne zugesetzte Konservierungsstoffe. Ohne künstliche Aromen“, lesen die Passanten unter einer puristisch-glasklaren Colaflasche.
Mit der zuckerarmen „Spirit of Georgia“ hatte Konzern im Sommer erstmals seit Fanta ein Produkt speziell nur für den deutschen Markt herausgebracht. Bionade-Chef Kowalsky gab sich gelassen: „Ich glaube nicht, dass Bionade-Trinker zu Georgia überwechseln.“ Jetzt ist erst einmal der Kunde dran – und muss entscheiden, wie sicher sich Bionade in Franken, Coca-Cola in den USA fühlen darf.