Der Immunisierte

Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über das Treffen der CSU in Kreuth

Horst Seehofer will an der Macht bleiben. Komme was wolle. Auch wenn die Wähler ihn nicht mehr wollen. Und nach Karl-Theodor zu Guttenberg lechzen. Das ist Seehofer wurscht. Längst geht es ihm nicht mehr alleine um den Erfolg der CSU, sondern um sein eigenes Ego. So mir nichts, dir nichts wird er vor dem neuen Hoffnungsträger nicht kapitulieren – und den Stab an Guttenberg übergeben.

Im Gegensatz zu Edmund Stoiber, der sich von seiner Partei in Kreuth stürzen ließ, ist Seehofer inzwischen völlig immunisiert. Gegen jegliche Kritik, gegen jeden Liebesentzug. In der Landtagsfraktion hat er sich Anerkennung erarbeitet, aber keine Zuneigung. Bei den Wählern hat er verspielt, durch seinen Wankelmut.

Seehofer will im Amt bleiben. Auf Biegen und Brechen. Denn in Wahrheit hat er einen Komplex: Dass er bei der Bundestagswahl 2009 mit 42 Prozent noch schlechter abgeschnitten hat als das Duo Huber/Beckstein bei der Landtagswahl 2008 mit 43 Prozent. Als der CSU-Chef mit dem miesesten Wahlergebnis will er nicht in die Geschichte eingehen.

Deshalb wird Seehofer alles tun, um CSU-Chef zu bleiben und 2013 sein Amt als Ministerpräsident zu verteidigen. Wenn auch mit Guttenbergs Hilfe. Der darf als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf ziehen. Wenn am gleichen Tag Bundes- und Landtag gewählt werden sollte, merken’s die Wähler ja vielleicht nicht, dass Seehofer auch noch da ist.