Der Hoffnungsträger
"Nun war er also da, der große Hoffnungsträger, und hat seine erste Europa-Reise absolviert. Und ja, er hat sehr viel gehalten." Anja Timmermann über die Bilanz der Europareise von Barack Obama
Nun war er also da, der große Hoffnungsträger, und hat seine erste Europa-Reise absolviert. Und ja, er hat sehr viel gehalten: Barack Obama ist vermutlich das Beste, was der Welt gerade passieren konnte. Nein, er ist kein Weltenretter. Aber der zentrale hoffungsgebende Punkt ist die Art, wie der neue Führer der Supermacht USA an die Probleme herangeht: mit Dialog, Zusammenarbeit, freundlicher Bescheidenheit, Klugheit statt Verteufeln, Bombardieren und Auftrumpfen. Im Vergleich mit dem tumben Freund-Feind-Cowboy vor ihm hätte wohl jeder denkbare Erdenbewohner besser abgeschnitten, aber Obama steht im Auftreten der USA fast für so etwas wie eine Zeitenwende. Das heißt nicht, dass er ein naives Weichei ist – sonst wäre er nicht da, wo er ist. Dass er entschlossen anpackt, hat er bereits diverse Male gezeigt.
Selbst die nüchterne Physikerin aus Brandenburg scheint er erfolgreich in seinen Bann gezogen zu haben. Alle Unkereien im Vorfeld, der Hype werde spätestens dann enden, wenn er hier ist und mehr Truppen für Afghanistan einfordert, haben sich nicht bewahrheitet. Sicher gibt es unterschiedliche Ansichten über Zahlen; aber sie sind nicht unüberwindlich – und vor allem gibt es endlich eine gemeinsam für gut befundene Strategie: baggern statt ballern.
Die nach Nordkorea weltweit kritischste Stimme kommt derzeit von der CSU: Parteichef Horst Seehofer fordert Barack Obama zum „Umdenken“ auf – weil dieser seine Meinung, dass die Türkei in die EU gehört, geäußert hat. Da werden sie sich jetzt ganz schön fürchten im Weißen Haus.