Der große Ausverkauf in den Quelle-Shops: „Es ist zum Weinen“
Jedes Teil 5 Euro. Die Angestellten im Münchner Quelle-Shop verramschen die Reste an Schnäppchenjäger. Quelle-Angestellte blicken mit Wehmut auf die Wühltische vor der Kasse.
Ludwig Berger hat sich beruflich immer weitergebildet. Er begann als Verkäufer, wurde Küchenplaner und Geschäftsleiter, belegte Managerseminare. Doch seit Dienstag muss er einen Job erledigen, der ihm bislang fremd war. „Wie ein Metzger“ fühlt er sich nun. Einer, der sein liebstes Vieh zur Schlachtbank führt – um noch die letzten Reste zu verhökern. Denn bei Quelle hat der große Ausverkauf begonnen.
„Es ist zum Weinen“, sagt Berger und blickt auf die Wühltische vor der Kasse. Der Laden an der Landwehrstraße ist voll. Kunden greifen nach Jeans für zehn Euro. Kaffeemaschinen für 29 Euro werden zur Kasse geschleppt. „Sonst gibt’s die nie so billig“, sagt eine begeisterte Schnäppchenjägerin.
„Es tut weh zu sehen, was jetzt passiert“, meint dagegen Ludwig Berger. Der 53-Jährige und die anderen 17 Angestellten müssen alles zu Geld machen, was auch nur einen müden Euro in die Kasse des Insolvenzverwalters bringt. Aus dem Zentrallager in Fürth kommt die Ware, die nun verramscht werden muss.
Seit fast 30 Jahren ist Berger Angestellter bei Quelle. Seine Frau Rosemarie bringt es auf 15 Jahre im Quelle-Shop am Stachus. Und selbst deren Mutter arbeitete schon bei dem fränkischen Konzern.
Das endgültige Aus von Quelle kam für die Bergers nicht überraschend. Ihre Kündigung zum 31. Dezember hatten sie schon im August erhalten. Damals sprach man noch von „Sanierung“. Zu der gehörte auch die Schließung der Quelle-Läden. Doch das Ende des Konzerns hat nun alles beschleunigt. „Es ist nicht gesichert, dass wir im November überhaupt Gehalt bekommen“, erklärt Berger.
Mit jedem verramschten Dampfbügeleisen steigt zumindest die Chance, dass er und die anderen 17 Münchner Mitarbeiter noch ihren Lohn bekommen. Berger meint: „In dieser Lage hilft der Firma jeder Euro und damit auch uns.“
Spätestens Ende des Jahres wird der Shop endgültig dicht gemacht. Berger und seine Frau sind schon als Arbeitssuchende gemeldet – aber zuversichtlich: „Es gibt einige Jobs, in denen Qualifikation und Erfahrung zählen“, sagt er. Quelle hat ihm Weiterbildungen bezahlt und sogar ein Studium an der Uni Bochum. Quelle sei lange „ein sehr sozialer Arbeitgeber“ gewesen, sagt Berger. „Das werde ich nie vergessen.“
Reinhard Keck
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