Der Ex-Vorstand und seine Stiftung „Sonnenschein“

Der nächste Skandal um die bayerische Staatsbank? Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky hat 50 Millionen Dollar geparkt – womöglich Bestechungsgelder aus der Formel 1.
von  Abendzeitung
Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky
Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky © dpa

MÜNCHEN - Der nächste Skandal um die bayerische Staatsbank? Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky hat 50 Millionen Dollar geparkt – womöglich Bestechungsgelder aus der Formel 1.

Eigentlich wollte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon ein paar Skitage mit Frau und den Töchtern in Achenkirch verbringen. Doch die hat ihm die BayernLB mit einem neuen Skandal verhagelt. Am Montagmorgen griff er zum Telefon und rief Bank-Chef Gerd Häusler an: Er solle sofort interne Ermittlungen einleiten, wie ein früheres Vorstandsmitglied plötzlich zu einem Privatvermögen von 50 Millionen Dollar kommen kann. Das Geld floss aus Mauritius und den Virgin Islands nach Österreich in eine Privatstiftung namens „Sonnenschein“. Deren Zweck ist die „Versorgung des Stifters“. Der heißt Gerhard Gribkowsky und war Risiko-Vorstand bei der weiß-blauen Staatsbank.

Aufgedeckt hat das rätselhafte Vermögen die SZ. Die Staatsanwaltschaft untersucht jetzt, ob es sich um Bestechungsgelder aus der Formel1 handelt. Die BayernLB hatte Medienunternehmer Leo Kirch mit einer Milliarde Dollar unter die Arme gegriffen, als er in die Formel1 einsteigen wollte. Die Deutsche Bank und andere hatten ihm das Geld verweigert. Kirch ging pleite, die Formel-1-Anteile blieben bei der BayernLB.

Zuständig für sie war Gerhard Gribkowsky (52). In den Boxen-Gassen fühlte sich der Möchtegern-Lebemann wohl. 2005 hieß es auf der Internetseite der Formel1: Erst sei er noch ein „geheimnisvoller Fremder“ neben Bernie Ecclestone gewesen, inzwischen eine „vertraute Gestalt“. Ecclestone hatte damals Ärger mit Autokonzernen. Gribkowsky half ihm und verkaufte die Anteile an einen Londoner Finanzinvestor, mit dessen Hilfe Ecclestone seine Macht zementierte. Die 50 Millionen Dollar könnten der Dank an den Vorstand gewesen sein.

n der weiß-blauen Staatsbank allerdings bröckelte die Macht Gribkowskys. Denn als Risikovorstand war er auch für den Kauf der faulen US-Hypotheken-Papiere verantwortlich. Die bringen Bayern sechs Milliarden Verlust. Im April 2008 wurde er freigestellt. Sein Vertrag mit einem Jahresgehalt von 500000 Euro läuft bis 20. Dezember 2012. Erst im Oktober wurden die Zahlungen von der BayernLB eingefroren. Sie will von ihren Ex-Vorständen Schadensersatz. Bei der Staatsanwaltschaft hatte sich Gribkowsky arm gemacht. Er besitze nur eine hypothekenbelastete Immobilie sowie ein Aktiendepot über 300000 Euro. Im Untersuchungsausschuss präsentierte er sich als der Arroganteste in der ehemaligen Chefriege. Als Beruf gab er „freigestellter Bankvorstand“ an.

„Wir müssen die 50 Millionen Dollar sofort sichern“, fordert der Vize des Untersuchungsausschusses, Harald Güllner (SPD), „damit es nicht verschoben werden kann“. Eike Hallitzky, BayernLB-Experte der Grünen, kritisiert: „Sollte das Geld tatsächlich in Verbindung mit den Formel-1-Geschäften geflossen sein, ist die BayernLB hier ganz offensichtlich um 50 Millionen Dollar geprellt worden – und das wieder mal an allen Kontrollinstanzen der Bank vorbei." Angela Böhm

Angela Böhm

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