Der EC-Skandal

Rabattkarten sind keine milden Gaben der Warenhäuser: AZ-Reporter Christoph Landsgsell über den EasyCash-Skandal.
Privatsphäre – gibt es so etwas überhaupt noch? Da ist die Datenkrake Google, die jeden Mausklick katalogisiert. Mit dem Projekt „Street View“ präsentiert die Suchmaschine unseren Wohnort jedem, der sich dafür interessiert. Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der Kerl, dessen moralische Verfehlungen gerade in einem Kinofilm ausgebreitet werden, beschert uns lauter „Freunde“, die wir nicht haben wollen.
Das alles kann man schlimm finden – oder völlig okay. Kriminell ist es nicht. Da sieht es mit dem aktuellen Fall von EasyCash – sollten sich die Vorwürfe gegen den EC-Netzbetreiber bewahrheiten – ganz anders aus. Hier geht um einen Skandal. Dass ein Unternehmen sämtliche Bezahlvorgänge mit dem Lebenslauf, gespeichert auf einer Rabattkarte einer anderen Firma, zusammenwürfelt und teuer verkauft, wäre einfach illegal. Weil hier zwei Dinge zusammenkommen, die nicht zusammengehören. Und das ohne Wissen des Verbrauchers.
Es zeigt sich: Wer Google und Facebook für die Bösen und Kaufhäuser und Supermärkte für die Guten hält, liegt falsch. Payback- und Rabattkarten verteilen die Konzerne nicht als milde Gabe. Sie sollen ihnen helfen, Geld zu verdienen. Dass dabei das Kaufverhalten analysiert wird, darüber sollte sich eigentlich keiner wundern.
Wer sich wie Ilse Aigner entrüstet bei Facebook abgemeldet hat: Bitte mal ins Portemonnaie schauen und die Kundenkarten zählen.