Der Dealer

Richter drohen mit Knast und locken mit Freiheitsstrafen - Volker ter Haseborg, Redakteur der AZ, über das Urteil im Prozess gegen Klaus Zumwinkel.
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Klaus Zumwinkel soll insgesamt 1,2 Millionen Euro hinterzogen haben.
AP 2 Klaus Zumwinkel soll insgesamt 1,2 Millionen Euro hinterzogen haben.
AZ-Redakteur Volker ter Haseborg
Ronald Zimmermann 2 AZ-Redakteur Volker ter Haseborg

Richter drohen mit Knast und locken mit Freiheitsstrafen - Volker ter Haseborg, Redakteure der AZ, über das Urteil im Prozess gegen Klaus Zumwinkel.

Klaus Zumwinkel wirkte gönnerhaft: „Ich habe bewusst darauf verzichtet, hier einen streitigen Prozess zu führen“, sagte er am ersten von zwei Prozesstagen.

Diese Aussage entlarvt auf erschreckendeWeise Zumwinkels Verständnis von Rechtsstaat: Der ehemals mächtigste Dax-Chef begreift sich nicht als jemand, der mit seiner Millionen-fachen Steuerhinterziehung gegen Gesetze verstoßen hat und sich der Strafjustiz unterwerfen muss.

Nein, er sieht sich als Dealer. Als jemand, der mit Hilfe seiner Anwälte im Hinterzimmer die für sich schmerzloseste Strafe aushandelt.

So gesehen, war der ehemalige Post-Chef erfolgreich. Sein Prozess war kurz und ersparte ihm peinliche Enthüllungen in der Öffentlichkeit. Er muss nicht ins Gefängnis, zahlt jetzt eine Geldstrafe von einer Million Euro.

Danach kann er sich in seine fünf Millionen- Euro-Burg am Gardasee zurückziehen. Sieben Millionen Euro Vermögen bleiben für einen beschaulichen Lebensabend.

Das Urteil gegen Klaus Zumwinkel zeigt, dass Mauschelei im Gerichtssaal Alltag ist. Der ehemalige Verfassungsrichter Winfried Hassemer kritisiert „die Geschäfte mit der Wahrheit“.

Er hat Angst davor, dass es mittlerweile Verteidiger gibt, die mit ihrer Mauschel-Fähigkeiten werben. Und er warnt vor Richtern, die unkooperative Angeklagte mit hohen Freiheitsstrafen zu Aussagen erpressen – und dann mit milden Bewährungsstrafen belohnen.

Der Fall Zumwinkel sollte eine Warnung an die Justiz sein: Ein Gerichtssaal ist kein Basar.

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