Der Boom um Bitcoins: Was bringt die virtuelle Währung?

In nur einem Jahr haben Bitcoins ihren Wert fast verzehnfacht. Doch genauso rasant wie die Kurse steigen, können sie wieder fallen. Was bedeutet das für Anleger? Und was sind Bitcoins überhaupt? Eine digitale Währung, heißt es oft. Doch da fangen die Probleme schon an: "Währung trifft es nicht genau, denn hinter einer Währung steckt immer ein Staat oder eine Zentralbank", sagt der Vermögensverwalter Uwe Zimmer.
Der Bitcoin wurde erfunden, um bargeldlos im Internet zu bezahlen. Das Guthaben liegt nicht auf einer Bank, sondern auf dem Rechner. "Bitcoins kann man nicht anfassen, denn es gibt sie nur virtuell", sagt Yann Stoffel, Projektleiter bei der Stiftung Warentest. Anders als bei Gold etwa entstehen keine Kosten für Lagerung oder Transport. Trotzdem warnt der Experte: "Auch Bitcoins können verlorengehen."
So kann etwa die Festplatte, auf der die Zugangsdaten gespeichert sind, kaputtgehen. Der Nutzer hat das Nachsehen: "Wenn der Bitcoin-Code weg ist, ist das Geld futsch." Mittlerweile gibt es 900 solcher Kryptowährungen – wie Ether, Litecoin oder Ripple. Alle funktionieren nach demselben Prinzip, weiß Kapitalmarktexperte Zimmer: "Es gibt immer eine begrenzte Stückzahl.“ Das bedeutet, bei steigender Nachfrage steigt der Preis der Währung.
Bitcoins kaum für den Alltag tauglich
Die begrenzte Verfügbarkeit macht den Bitcoin und seine Nachahmer zum begehrten Objekt für Spekulationen. "Um Bitcoin gibt es einen Hype", räumt Zimmer ein. Kostete ein Bitcoin Anfang 2016 noch 400 Euro, so schnellte der Kurs zwischenzeitlich auf über 5000 Euro. "Deshalb funktioniert der Bitcoin auch als Zahlungsmittel für den Alltag nicht, weil niemand weiß, wie viel er morgen wert ist."
So könne man zwar schon heute bei etlichen Anbietern mit Bitcoins zahlen, aber die Ware wäre dann im Schnitt sehr viel teurer – egal, ob es sich nun um das Tesla-Elektroauto oder einen Pizzalieferservice handelt. "Für den Alltagsgebrauch lohnen sich Bitcoins kaum", bestätigt Stoffel. Auch als Geldanlage taugt die virtuelle Währung aus Sicht des Verbraucherschützers nichts. "Bitcoins sind kein Ersatz für Gold, wie manchmal behauptet wird."
Dafür seien die Kurse viel zu wechselhaft. Immer wieder habe es Kurseinbrüche von 20 oder gar 50 Prozent gegeben. Für wen macht der Kauf von Bitcoins dann überhaupt Sinn? Christian Funke, Vorstand der Vermögensverwaltung Source For Alpha, nennt zwei Gründe: "Der Erwerb ist sinnvoll, wenn man die Währung für den Zahlungsverkehr ohne Regierungskontrolle nutzen möchte."
Nur wenige virtuelle Währungen überleben
Der zweite Anlass, Bitcoins zu kaufen, sei eine Wette: "Der Käufer setzt auf eine Wertsteigerung durch wachsende Popularität." Das größte Risiko für den Bitcoin ist aus Sicht des Vermögensverwalters ein Verbot durch Regierungen. Als Beispiel nennt er die aktuelle Diskussion um eine stärkere Regulierung in China. Vermögensberater Zimmer sagt: "Ich glaube, dass mit Kryptowährungen eine ganz neue Anlageklasse entstanden ist."
Binnen drei Jahren hat sich der Bitcoin-Wert vervielfacht. Foto: finanzen.net
Nur werden von den zahlreichen virtuellen Währungen, die derzeit entstehen, nach Einschätzung des Finanzexperten nur wenige überleben. Wer das Risiko nicht scheut, Spaß an der Spekulation und etwas Geld übrig hat, der könnte auch mal mit virtuellen Währungen experimentieren – so die Einschätzung von Zimmer, der selbst bereits 2012 in Bitcoin investierte.
Wie an einer Börse kaufen
Ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, vermag der Finanzexperte nicht zu sagen. "Man könnte stattdessen in die ersten zehn Kryptowährungen investieren, in der Hoffnung, dass sich zwei oder drei gut entwickeln." Wer 100.000 Euro anlegen möchte, könne durchaus einen kleinen Teil davon in spekulative Anlagen stecken – "zum Beispiel 5.000 Euro in Gold und 5.000 Euro in Kryptowährungen."
Und wie geht das ganz konkret? "Bitcoins bekommt man nicht am Bankschalter", erklärt Zimmer. Stattdessen müssen sich die Nutzer bei einer Bitcoin-Plattform registrieren. In Deutschland geht das etwa über die Website Bitcoin.de in Verbindung mit der Fidor Bank. Von einem Referenzkonto aus kann der Kunde dann die Bitcoins kaufen. "Bitcoins müssen über eine Börse wie Bitfinex gekauft werden", bestätigt Funke.
Nur was für erfahrene Anleger
Es gibt auch andere Wege: "Erste institutionelle Anleger investieren bereits über Zertifikate." Für solche Anleger sollen demnächst auch Fonds lanciert werden, die gezielt in Kryptowährungen investieren – etwa von Incrementum in Liechtenstein oder der Crypto Fund AG in der Schweiz.
Ein Investment in Bitcoins sei nur was für erfahrene Anleger, sagt Stoffel von der Stiftung Warentest. "In den von uns empfohlenen Anlagestrategien spielt das keine Rolle." Stoffel warnt: Der Hype um den Bitcoin führe auch zu vielen Betrugsversuchen etwa mit gefälschten Kryptowährungen.
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