Der blanke Hohn
Einen Neuanfang wird er so nur schwer schaffen. Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über Horst Seehofer und sein Kabinett.
Setzen, Sechs! Ungenügend! Bayerns neuer Ministerpräsident Horst Seehofer hat auch seinen zweiten Test nicht bestanden. Seinen Machtkampf in Sachen Landesbank hat er schon verloren. Und auch bei der Zusammensetzung seines Kabinetts hat Seehofer wieder keine glänzende Figur gemacht. Am Ende ging es doch nicht mehr um die Mannschaft der Köpfe, um ein Team der Kompetenz, sondern wie immer nur noch darum, den Regionalproporz in der CSU zu wahren.
Was sich Seehofer mit der Besetzung des Schulministeriums leistet, ist für alle Eltern, Schüler und Lehrer der blanke Hohn. Dort, wo der Schulexperte und ausgebildete Lehrer Siegfried Schneider kläglich gescheitert ist, sollen nun zwei Bildungslaien den Karren aus dem Dreck ziehen. Das ist von Seehofer kein Überraschungs- Coup. Das ist unverantwortlich.
Ihm ging es in seinem Kabinett eh nur darum, es radikal zu verjüngen. Das Durchschnittsalter der neuen bayerischen Staatsregierung liegt mit 48,8 Jahren jetzt 4,2 Jahre unter Durchschnittswert des alten Kabinetts. Weil er alle 60-Jährigen einfach entsorgte, so wie ein skrupelloser Wirtschaftsmanager.
Wie das bei dem Wählern ankommt, angesichts des demographischen Wandels in der Gesellschaft, wird sich bald zeigen. Seehofer hat sich vor allem die Enkel in sein Kabinett geholt. Dort ist jetzt er der Opa und mit seinen 59 Jahren der Älteste. Aber einen Elder Statesman brauchen die Bayern nicht, sondern einen Neuanfang. Den wird er mit diesem Kabinett nur schwer schaffen.