Der Außen-Azubi
AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über Westerwelles Antrittsbesuche
Guido Westerwelle hat im Laufe seines politischen Lebens schon viele Etiketten abbekommen: Er war der Spaßpolitiker, der 18-Prozent-Clown, der Vorlaute. Vielen gilt er als Parade-Unsympath, für die FDP-Klientel dagegen ist er der Guru, der die Partei womöglich auf Dauer in den zweistelligen Prozentbereich führte.
Jetzt erlebt Deutschland (und mit uns die Welt) einen sehr anderen Westerwelle: Vorsichtig sich entlangtastend, mal angespannt, mal geradezu unterwürfig wirkend. Nach den souveränen, zuweilen überselbstbewussten Auftritten seiner Vorgänger Steinmeier und Fischer gibt Westerwelle den Außenminister-Azubi, den Neuen, der sich erst mal umguckt in der Welt.
Und so hat der frühere Spaß-Guido mit dem losen Mundwerk in der üblichen atemlosen Antrittsbesuchs-Hetze erkennbar vor allem eines versucht: ja keinen Fehler zu machen. Das zeigt sich schon an seiner Wortwahl. Aus dem spritzigen Redner, bei dem man stets Sorge hatte, dass er den Bogen überspannt, ist ein geradezu hölzerner Platitüdenverbreiter geworden. Er spricht jetzt gerne von „Worten, denen Taten folgen müssen“ und von „Fortschritten, die ein wichtiger Baustein sind“.
Momentan ruht die deutsche Außenpolitik auf drei Schulterpaaren: auf denen der Kanzlerin, die am liebsten alles selber macht. Auf denen von KT zu Guttenberg, der die Militärszene zwischen Kabul und Washington erwartungsgemäß aufwirbelt. Und auf denen von Guido Westerwelle, der so gern ein Schwergewicht wäre. Aber es einfach noch nicht ist.