Der 6-Milliarden-Trick

Das Milliardenloch der Bayerischen Landesbank ist bitter für Finanzminister Huber. Die BayernLB will den Sparkassen und dem Freistaat ihre Risiken aufs Auge drücken.
von  Abendzeitung
Ein wenig einsam: Finanzminister Huber am Donnerstag im Landtag
Ein wenig einsam: Finanzminister Huber am Donnerstag im Landtag © dpa

MÜNCHEN - Das Milliardenloch der Bayerischen Landesbank ist bitter für Finanzminister Huber. Die BayernLB will den Sparkassen und dem Freistaat ihre Risiken aufs Auge drücken.

Jetzt ist es raus. 4,3 Milliarden Euro – auf diese Summe beziffert die BayernLB die „Marktwertminderungen“ aus der Finanzmarktkrise. Der neue Vorstand Michael Kemmer, gerade mal vier Wochen im Amt, will weitere Belastungen nicht ausschließen. Vorsichtshalber reicht er deshalb den schwarzen Peter an die Sparkassen und den Freistaat weiter. Sie sollen Risiken über sechs Milliarden Euro von der BayernLB übernehmen.

Monatelang hatte Unklarheit über die Belastungen bestanden. Kemmer gestand am Donnerstag „Fehler in der Kommunikationspolitik“ der Bank. Jetzt komme es darauf an, die „heilsame Kraft, die in jedem Fehler steckt, zu aktivieren“. Viele Beschäftigte würden in der Krise „über sich hinauswachsen“ und ihr Bestes geben.

Die schwarze Null

Die „Marktwertminderungen“ setzen sich aus einer Belastung von 2,3 Milliarden 2007 und zwei Milliarden im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres zusammen. Trotz der Wertberichtigungen schafft die BayernLB im Jahr 2007 eine schwarze Null. Müssen aber im laufenden Jahr weitere Wertpapiere als Ausfallkandidaten eingeordnet werden, droht für 2008 schlimmstenfalls ein Verlust.

Klar ist, dass gar nichts klar ist: Prognosen über künftige Erträge traut sich Kemmer derzeit nicht abzugeben – „das wäre einfach unseriös“, sagte er. Sicher ist derzeit nur, dass die Bank sparen soll, möglicherweise sogar weitere Stellen abbauen wird.

Weniger Kredite an Verbraucher

Vollkommen unklar ist auch noch, wie Kemmer seine geplante Risikogesellschaft stricken wird. Sie soll Wertpapiere im Volumen von 24 Milliarden Euro übernehmen. Das maximale Ausfallrisiko beziffert die BayernLB auf sechs Milliarden. Die Sparkassen, verlautete gestern, sind über das zweifelhafte Geschenk ihrer Landesbank alles andere als erfreut. Zwar will die BayernLB, wenn die Papiere abstürzen, bis zu 1,2 Milliarden Euro zahlen. Aber niemand weiß, ob es nicht zu noch höheren Ausfällen kommt. „Abgerechnet wird am Schluss“, sagte Michael Kemmer. Schlimmstenfalls stünden die Sparkassen und der Freistaat also mit 4,8 Milliarden Euro im Feuer.

Damit stellt sich die Frage, wie stark die Risikogesellschaft die Finanzkraft der Sparkassen schmälern wird. Womöglich müssen Risiken aufs Eigenkapital der Sparkassen angerechnet werden. Damit könnten die Geldinstitute weniger Kredite an Verbraucher und heimische Firmen ausreichen. Michael Kemmer muss sich deswegen auf ein zähes Ringen mit den Sparkassen und der Landesregierung gefasst machen. Vorsorglich kündigte er bereits an, die BayernLB könne auch einen dritten Investor mit ins Boot nehmen.

Alle Optionen offen

Damit sind alle Optionen offen. Manche wagemutige Investoren sehen in der Finanzmarktkrise eine Gelegenheit, sich günstig mit Wertpapieren einzudecken. Sie könnten Interesse an der Risikogesellschaft anmelden – und eventuell eine Zusage einfordern, später einmal bei der BayernLB einsteigen zu dürfen.

sun

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