Debatte zur Mehrwertsteuer: Lieber besser als billiger

Noch ist die geplante Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels nicht durch. Bayerns Hoteliers planen sie aber schon ein. Allerdings nicht, um die Preise für die Gäste zu senken. Sie wollen investieren.
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © dpa

MÜNCHEN - Noch ist die geplante Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels nicht durch. Bayerns Hoteliers planen sie aber schon ein. Allerdings nicht, um die Preise für die Gäste zu senken. Sie wollen investieren.

Lange hat Regina Müller vom Hotel Hirth im oberbayerischen Grainau dringende Arbeiten an ihrem 100-jährigen Haus aufgeschoben. Jetzt hofft die Hotel-Chefin auf die Mehrwertsteuersenkung. Die Ersparnisse will sie sofort investieren. „Es gibt jede Menge zu tun“, sagt sie.

Ab dem 1. Januar will die Regierung eigentlich den Mehrwertsteuersatz für Hotel-Übernachtungen senken. Ob es so kommt, ist zwar noch nicht sicher. Doch viele Hoteliers planen die Steuerersparnisse bereits ein. In Bayern wollen allerdings die wenigsten die Absenkung von 19 auf 7 Prozent an die Gäste weitergeben. Nur zehn Prozent haben das vor, zeigt eine Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG). Die große Mehrheit will den finanziellen Spielraum nutzen, um Geld in die Ausstattung zu stecken.

In Österreich sind die Zimmerpreise auch nicht niedriger

„Das Preisleistungsverhältnis wird steigen“, meint Jutta Griess, Vizepräsidentin des BHG. Die Investitionen, glaubt sie, würden die Qualität erhöhen – wovon die Gäste profitieren. In ihrem eigenen Betrieb, der Rheinischen Post in Garmisch-Partenkirchen will Griess den Restaurantbereich neu gestalten. Auch Regina Müller sieht keine Möglichkeiten für Preissenkungen. „Wir befinden uns preislich sowieso schon auf dem untersten Niveau“ sagt sie. „Bei uns kostet das Zimmer für zwei Personen zwischen 69 und 79 Euro. Da ist nicht viel Spielraum bei den hohen Energie und Marketingkosten.“

In der Tat sind die Preise im nur 30 Kilometer entfernten Seefeld in Österreich nicht niedriger – trotz Steuersatz von zehn Prozent. Ein Doppelzimmer gleicher Kategorie kostet im Nachbarland nicht unter 80 Euro. Georg Thurn, vom Hotel Bavaria in Garmisch-Partenkirchen sieht daher auch bei der Hotel-Qualität den eigentlichen Aufholbedarf. „Vor 40 Jahren waren wir hier in Bayern Spitze, jetzt hinken wir im Vergleich zu unseren Nachbarn deutlich hinterher.“ 20 Jahre Investitionen müssten nachgeholt werden.

In seinem Haus würde Thurn zum Beispiel die sanitären Anlagen sanieren. Zudem könnten in der Hotellerie auch wieder Jobs geschaffen werden. „40.000 Deutsche arbeiten in Österreich in der Gastronomie. Hätten wir bessere Bedingungen, könnten sie wieder bei uns arbeiten.“ Ähnlich denkt auch Regina Müller: „In der Saison arbeiten unsere Angestellten zum Teil 13 bis 16 Stunden. Da brauchen wir dringend Unterstützung, die wir uns zurzeit nicht leisten können.“

Hendrik Muth

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.