Debatte um Ackermann schadet Belegschaft
Frankfurt/Main - "Die Diskussionen über Ackermanns direkten Wechsel an die Aufsichtsratsspitze werden der Bank noch viele negative Schlagzeilen bescheren - zum Schaden der Belegschaft", sagte Uwe Foullong, der im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi für Banken zuständig ist, der "Wirtschaftswoche". "Anders als in den Medien dargestellt, war es nicht die Mehrzahl der Arbeitnehmervertreter, die Ackermann als Aufsichtsratschef für die Deutsche Bank ins Spiel gebracht hat", ergänzte er. Stattdessen habe die Arbeitnehmerseite das Vorgehen der Anteilseigner kritisiert, denn die Bank verpasse damit eine Chance, ein Vorbild für gute Unternehmensführung abzugeben.
Nachdem bekannt wurde, dass Ackermann 2012 auf den Chefposten im Aufsichtsrat wechseln will, waren die kritische Stimmen immer lauter geworden. Das Aktiengesetz erlaubt nur in Ausnahmefällen diesen unmittelbaren Übergang, wenn mindestens 25 Prozent der Anteilseigner dem zustimmen. Nach wochenlangem Gezerre hatte das Kontrollgremium dafür vor gut einer Woche den Weg frei gemacht. Der Schweizer soll nach der Hauptversammlung im Mai nächsten Jahres vom Management direkt an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln.
Manuel Theisen, BWL-Professor an der Universität München und Herausgeber der Zeitschrift "Der Aufsichtsrat", fürchtet laut "Wirtschaftswoche" wegen des Ackermann-Wechsels einen Flächenbrand. "Die Deutsche Bank weiß ganz genau, welche Signalwirkung ihr Verhalten in puncto Corporate Governance hat", sagte er dem Blatt. "Dass die Deutsche Bank diese Ausnahme nun einfach zur Regel erklärt, bedeutet nichts anderes, als dass Ackermann das Gesetz verbiegt und missbraucht. Es scheint ihm völlig egal zu sein, dass dabei massiv der Glaube an die Unabhängigkeit der Bankenkontrolle beschädigt wird."
Auch in der Politik waren die Wechselpläne auf Kritik gestoßen: Die Bundestags-Grünen hatten vor einer Interessenkollision Ackermanns gewarnt. Sein Wechsel widerspreche den Regeln guter Unternehmensführung. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), hatte dem "Handelsblatt" gesagt: "Für mich ist es nicht akzeptabel, dass er mit großem Brimborium einen Corporate-Governance-Kodex fordert, und auf der anderen Seite die Deutsche Bank sich selbst bei dem ersten sich bietenden Anlass nicht an diesen Kodex hält." SPD-Fraktionsvize Joachim Poß hatte gesagt, es sei bedauerlich, dass ein erneuter Verstoß gegen die Intentionen der Corporate Governance erfolgen solle.