Dax schließt mit Rekord-Anstieg
Anleger haben positiv auf das von der Bundesregierung beschlossene 500-Milliarden-Paket reagiert. Der Dax hat die 5000-Punkte-Marke wieder durchbrochen. Vor allem die Hypo Real Estate profitiert vom wachsenden Vertrauen der Anleger.
Mit einem Kursfeuerwerk haben die Börsen am Montag auf den Beschluss des gigantischen Banken-Rettungspaketes der Bundesregierung reagiert. Der Dax schloss mit dem höchsten prozentual Tagesanstieg seiner Geschichte und stieg wieder über die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten.
Der Dow Jones Index legte in der ersten halben Handelsstunde um 358 Punkte oder 4,24 Prozent auf 8.809 Punkte zu. In den vergangenen acht Handelstagen hat der US-Leitindex 22,1 Prozent an Wert verloren. Seit dem Rekordhoch von 14.164,53 am 9. Oktober 2007 betrugen die Einbußen 40,3 Prozent. Nach der bisher wohl schwärzesten Woche, in der der Dax um 22 Prozent geschmolzen war, stieg er bis Handelsende um 11,40 Prozent auf 5.062,45 Punkte. Der M-Dax legte 11,96 Prozent auf 5.962,49 Zähler zu. Der Tec-Dax stieg um 13,14 Prozent auf 584,64 Punkte. Die Bundesregierung stellte ihr Rettungspaket für die Finanzbranche mit einem Volumen von 470 Milliarden Euro vor. Es geht um 400 Milliarden für Bürgschaften des Bundes für kurzfristige Kredite der Banken untereinander. Für den Aufkauf fauler Kreditpapiere und Kapitalspritzen sind 70 Milliarden Euro vorgesehen, unter bestimmten Bedingungen auch zehn Milliarden mehr.
Vorsichtige Investoren
Doch die Investoren bleiben trotz zweistelliger Kursanstiege bei einzelnen Aktien vorsichtig. «Wie nachhaltig diese Erholungsbewegung ist, muss sich erst noch zeigen. Sie ist mit Sicherheit auf einem sehr dünnen Fundament gebaut», warnte Händler Stefan de Schutter von der Wertpapierhandelsbank Alpha. Es waren die zuletzt arg gebeutelten Finanzaktien, die die Aufwärtsbewegung anführten. Papiere des in den vergangenen Wochen zweimal vor dem Zusammenbruch geretteten Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) schossen mit einem Kursplus von 39,95 Prozent auf 5,78 Euro am stärksten nach oben. Die Aktie hatte angesichts des Überlebenskampfs der HRE seit Ende September 69 Prozent an Wert verloren. Aktien der Commerzbank gewannen am Montag 14,79 Prozent auf 11,14 Euro, Papiere der Deutsche Bank stiegen um 12,09 Prozent auf 35,00 Euro. Das Kursplus von 4,86 Prozent auf 23,72 Euro bei der Postbank sah dagegen fast schon bescheiden aus. Im M-Dax legten Aareal Bank um 36,12 Prozent auf 7,99 Euro zu.
Beschleunigtes Gesetzgebungsverfahren
Das größte Finanzrettungspaket der Nachkriegsgeschichte soll noch in dieser Woche in einem beschleunigten Gesetzgebungsverfahren beschlossen werden und bis Ende 2009 befristet sein. Ziel ist, das Finanzsystem wieder in Gang zu bringen: Die Banken leihen sich seit Wochen kaum noch Geld, weil sie Angst haben, es nicht mehr wiederzusehen. Auch für Infineon ging es mit plus 14,39 Prozent auf 3,14 Euro kräftig nach oben. Ein Händler verwies auf eine technische Gegenreaktion nach den massiven Verlusten der vergangenen Woche. Die Nachrichten zur Tochter Qimonda wertete er unterdessen als «sehr schlechte Neuigkeiten». Der vom Markt lang erwartete Verkauf der DRAM-Tochter verzögert sich wegen der Finanzkrise oder droht zu scheitern. Unterdessen verkauft Qimonda ihre 35,6-prozentige Beteiligung am taiwanischen Chiphersteller Inotera an den US-Konkurrenten Micron . Dem Börsianer zufolge pickt sich Micron mit der Inotera-Beteiligung die Rosinen heraus - das spreche gegen einen Komplettkauf von Qimonda. Aktien der Merck KGaA landeten mit einem vergleichsweise mageren Plus von 4,80 Prozent auf 64,66 Euro auf einem der hinteren Plätze im Dax. Händler verwiesen auf eine Abstufung durch Goldman Sachs. Die Analysten hatten die Titel von ihrer «Conviction Buy List» entfernt und auf «Neutral» abgestuft. Andere Titel des Sektors eröffneten ein höheres Potenzial, hieß es zur Begründung. Die Experten senkten zudem ihre Schätzungen für den Umsatz mit Flüssigkristallen weiter.
Tui-Aktie steigt
Im M-DAx stiegen TUI um 22,08 Prozent auf 10,70 Euro. Der TUI-Konzern will nach dem Verkauf der Reederei Hapag-Lloyd massiv Schulden abbauen. Der TUI-Aufsichtsrat hatte am Sonntag den Verkauf von Hapag-Lloyd an das Hamburger Bieterkonsortium «Albert Ballin» zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro beschlossen. Börsianer werteten positiv, dass endlich eine Lösung gefunden worden sei. Davon profitierten auch HHLA mit plus 10,67 Prozent auf 31,23 Euro. «Damit bleibt der Reeder in Hamburg. Zuvor wurde befürchtet, dass der Hafen bei einem Verkauf an die Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur den wichtigen Kunden Hapag-Lloyd verliert», sagte ein Händler. Aktien von ProSiebenSat.1 Media, Arcandor und der gesamte Immobiliensektor profitierten Händlern zufolge indirekt vom Rettungspaket der Bundesregierung. Ein Börsianer sagte: «Bei diesen Titeln war die angespannte Kreditsituation eine große Belastung in der jüngsten Vergangenheit - das hat sich mit dem Rettungspaket deutlich verbessert». Die Refinanzierung dürfte nun wieder einfacher werden. ProSieben kletterten um 11,19 Prozent auf 3,08 Euro, Arcandor gewannen 29,22 Prozent auf 1,99 Euro. Für Aktien von IVG Immobilien ging es um 22,00 Prozent auf 5,60 Euro nach oben, IKB Deutsche Industriebank schossen im SDAX um 54,69 Prozent auf 1,98 Euro hoch. Im Tec-Dax schnellten Conergy um 34,60 Prozent auf 4,24 Euro an die Index-Spitze. Roth & Rau , Drägerwerk , MANZ Automation , Singulus Technologies Centrotherm Photovoltaics , AIXTRON Solon und Versatel verbuchten Kursgewinnen von jeweils mehr als zwanzig Prozent. (AP, dpa)