Dax legt zu: Größtes Wochenplus seit drei Jahren
Hoffnungen auf echte Fortschritte in der Schuldenkrise haben dem Dax am Freitag weitere Gewinne eingebracht. In den vergangenen fünf Handelstagen schaffte der Index sogar das größte Wochenplus seit mehr als drei Jahren und schloss bei 6080,68 Zählern.
Frankfurt/Main - Restzweifel sorgten am Freitagnachmittag jedoch dafür, dass der Dax einen Teil seines zunächst erzielten Gewinns wieder abgab. Am Ende ging der Leitindex 0,74 Prozent höher aus dem Handel. Auf Wochensicht brachte er damit ein Plus von rund 10,7 Prozent über die Ziellinie und verbuchte so den größten Gewinn in einer Woche seit November 2008. Der MDax verabschiedete sich mit einem Tagesplus von 0,93 Prozent bei 8987,15 Punkten in das Wochenende. Der TecDax schloss indes nur knapp mit 0,13 Prozent im Plus bei 697,10 Punkten.
Positiv werteten Börsianer die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung: "Die Bundeskanzlerin hat die Erwartungen an den Euro-Gipfel Ende der nächsten Woche noch etwas hochgeschraubt", kommentierte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank ihre Äußerungen. Unter anderem hatte Merkel eine Änderung der EU-Verträge zur Schaffung einer Fiskalunion für den Gipfel als Ziel genannt. Allerdings blieben weiterhin einige Zweifel an den zu erwartenden Ergebnissen, fügte Halver im Hinblick auf etwas nachgebende Kurse am Nachmittag hinzu. Gemischt ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus den USA bewegten den Markt nur wenig.
Die Spitze im Dax nahmen die Bankenwerte ein: Die Titel der Commerzbank stiegen um 10,63 Prozent auf 1,499 Euro und die der Deutschen Bank um 5,05 Prozent auf 30,08 Euro. Händler verwiesen auf Berichte, denen zufolge eine Verschärfung der Stresstest-Kriterien, die für die europäischen Banken weiteren Kapitalbedarf bedeutet hätte, vom Tisch sei. Zwar bleibe immer noch unklar, wie hoch der Kapitalbedarf für deutsche Banken sein werde, dem Sektor gebe dies aber dennoch positive Impulse, sagte ein Marktteilnehmer.
Nach den US-Absatzzahlen vom Vorabend legten ferner auch die Titel der im Leitindex notierten Autohersteller zu. Vor allem Volkswagen (VW) und Mercedes seien im November wieder "beeindruckend erfolgreich" gewesen, sagte ein Händler. Bei den VW-Titeln sorgte das Absatzplus von knapp 41 Prozent für einen Kursgewinn von 1,46 Prozent. Der Anstieg von 55 Prozent bei Mercedes ließ die Daimler-Papiere um 1,74 Prozent anziehen. BMW, deren Absatz um 15 Prozent stieg, gewannen 0,78 Prozent.
Sehr deutlich unter Druck kamen hingegen die Aktien von ThyssenKrupp. Sie sackten nach der Vorlage von Geschäftsjahreszahlen um 6,37 Prozent auf 17,795 Euro ab. Gigantische Wertberichtigungen auf die neuen Stahlwerke in Amerika und das Edelstahlgeschäft hatten den Stahl- und Industriegüterkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerissen. Angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten senkt ThyssenKrupp zudem seine Produktion weiter und fährt einen Hochofen in Duisburg herunter. Darüber hinaus lässt sich das Management Zeit mit einer Entscheidung über die Trennung von der Edelstahlsparte.
Im MDax lagen die Anteilsscheine von Celesio nach einem Analystenkommentar mit plus 5,45 Prozent an der Spitze. Die bevorstehende Aufnahme von ProSiebenSat.1 in den Dow Jones Global Select Dividend Index ließ die Papiere des Medienunternehmens ferner um 4,27 Prozent steigen. Vossloh-Papiere gewannen nach Aussagen zur Dividende und zum Ausblick auf die kommenden beiden Jahre 2,28 Prozent.
Auch die übrigen Börsen zeigten sich zum Wochenausklang freundlich. Der Eurostoxx 50 stieg um 1,24 Prozent auf 2342,50 Punkte, und auch in Paris und London legten die Leitindizes zu. In New York lag der Leitindex Dow Jones zum europäischen Handelsschluss mit rund 0,5 Prozent im Plus.
Am deutschen Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,77 (Vortag: 1,87) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,50 Prozent auf 129,86 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,50 Prozent auf 135,56 Punkte. Der Kurs des Euro rutschte zuletzt bis auf 1,3376 Dollar ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag noch auf 1,3511 (Donnerstag: 1,3492) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7401 (0,7412) Euro.