Das tägliche Brot

Es wär schön, wenn sich die Ministerin darum kümmern könnte: Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über Getrickse mit Lebensmitteln.
Jahrzehntelang war es einfach das Landwirtschaftsministerium – die Vertretung der Bauernschaft. Dann kam die grüne Stadtpflanze Renate Künast und gab dem „Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ eine ganz neue Dimension: nämlich tatsächlich den Schutz der Verbraucher.
Jetzt ist eine CSU-Frau dran, und anfangs gab es durchaus Befürchtungen, sie könne das Rad wieder zurückdrehen. Bei allem Respekt für die Menschen, die unsere Lebensmittel herstellen – es braucht längst kein eigenes Ministerium für 2,2 Prozent der Beschäftigten. Die Ernährung dagegen trifft 100 Prozent der Bürger, tagtäglich.
Umso wichtiger wäre es, wenn die zuständige Ministerin sich entsprechend darum kümmern würde. Wichtiger als irgendwelche mit großem Tamtambegleiteten Schaukämpfe gegen Facebook oder Google Street View (mit eher wenig Erfolg). Dass sich die CSU dankbar auf die hippen Internet-Themen wirft, um sich ein wenig abzustauben, bitteschön.
Noch viel zentraler wäre es aber, wenn die Ministerin erst mal beim täglichen Brot anfängt. Oder eben aktuell beim Klebefleisch. Und eine glasklare Regelung schafft, dass solche ekligen Tricks klar als solche gekennzeichnet werden müssen, auf dem Etikett wie auf der Speisekarte. Als nächstes dann zum Beispiel die Lebensmittel-Ampel. Das bedeutet freilich auch ein Anlegen mit der Industrie – so was ist immer mühsamer als die Kündigung seines Facebook-Accounts.