Das neue iPhone im Test: Der Videostar
In der dritten Folge des iPhone-Tests geht es um Fotos und bewegte Bilder – und wie so oft bei Apple: um Produktenttäuschungen und absolute Maßstäbe.
Zugegeben, dass ich jetzt schon seit ein paar Tagen permanent MMS verschicke, ist ziemlich lächerlich. Kurzmitteilungen mit angehängten Bildern zu versenden, das kann jedes Durchschnittsbillighandy schon seit fünf Jahren (oder länger). Das iPhone gilt zwar als Ferrari unter den Smartphones, war aber in diesem Punkt ausgestattet wie ein Punto ohne Zusatzausstattung. Jetzt endlich, beim iPhone der dritten Generation, hat Apple den Standard eingeführt und beim Software-Update auch an die MMS-Funktion gedacht. Und es ist ein schönes Feature geworden, weil man – in Verbindung mir der ebenfalls neuen copy & paste-Funktion – die per Kurzmitteilung empfangenen Fotos nicht nur in seinem Fotoalbum sichern, sondern sie auch markieren und sofort in eine Mail einfügen kann.
Das ist nicht wirklich revolutionär – so wie die ganze Kamera mal wieder hinter den Erwartungen, mehr noch: hinter dem Standard zurückbleibt. Nur 3 Megapixel sind einfach lächerlich, verglichen mit dem, was bei anderen Smartphones schon geht. Und vor allem gemessen daran, was man heute von einem Digitalfoto erwartet. Die Fotos sind grobkörnig, die Fokussierung ist schwach, der angebliche Makro-Effekt ebenso. Eine Verbesserung zur Vorgängerkamera mit 2 Megapixel ist zwar evident – doch auf welch armseligen Niveau!
Und was helfen nette Spielereien wie das Fokussieren per Fingertipp oder der Wechsel vom Hoch- ins Queerformat mit einem einfachen Dreh des Phones, wenn die Kamera einfach zu schlecht ist. Aber so funktioniert das ja oft bei Apple: Nicht alles, was technisch längst möglich ist, kommt bei der nächstmöglichen Generation zum Einsatz – warum auch, wenn man noch zwei weitere Modelle dazwischen schieben kann, die iPhone-Junkies wie ich auch noch mitnehmen. So läuft´s Business.
Neue Maßstäbe
Doch tatsächlich hat Apple die Kamera mit einer Videofunktion aufgepimpt, die auf dem Smartphone-Markt neue Maßstäbe setzt. Muss man um unterwegs akzeptable Fotos zu schießen, auch weiter eine kleine Digi zusätzlich zum iPhone bei sich haben, so hat sich nun wenigstens das zweite Zusatz-Gerät, die Mini-Videokamera, erledigt. Die ist nämlich im neuen 3 GS so sensationell gut, dass allein dies schon für eine Kaufentscheidung spricht. Ein Tipp auf das Kamerasymbol und schon wechselt die Kamera vom Foto- zum Videomodus. Die Bildqualität ist erstklassig, auch die Tonqualität (zumindest beim Kameraführenden) ausreichend, und die kleinen Videofilmchen im VGA-Modus lassen sich mit einem Handgriff per Mail versenden (allerdings nur in gekürzter Form) oder auch komplett und einfach bei Youtube einstellen. Und wer nicht warten mag, bis er daheim an PC oder Mac sitzt, kann die Sequenzen sogar direkt auf dem iPhone bearbeiten. Das setzt Maßstäbe – und so werden die iPhone-Freaks bald alle kleine Videostars.
Für Demonstrationszwecke haben wir haben AZ-Chefredakteur Arno Makowsky am Montag im Newsdesk mit dem 3 GS gefilmt und das Video bei Youtube eingestellt. Makowsky selbst übrigens ist noch iPhone-Verweigerer, scheint aber auch angetan von unserem iPhone-Test. Doch schauen Sie selbst:
Zwischenfazit nach dem 3. Test: Noch immer schreckt der Preis ab, der Speed des 3 GS und die Videokamera aber erschweren mir eine Rückkehr zu meinem alten iPhone der ersten Generation doch sehr. In nächsten Folge werden wir uns mit den Funktionen Sprachsteuerung und Sprachmemos beschäftigen.
Gunnar Jans