Das Merkel-Prinzip

"Was Berlin braucht? Noch viel mehr frisches Blut": Frank Müller, Leiter der AZ-Aktuell-Redaktion, über den Wechsel im Kabinett.
von  Abendzeitung

"Was Berlin braucht? Noch viel mehr frisches Blut": Frank Müller, Leiter der AZ-Aktuell-Redaktion, über den Wechsel im Kabinett.

Im Gegensatz zu vielen ihrer Vorgänger hat Bundeskanzlerin Angela Merkel es bisher nicht vermocht, Schwachstellen ihrer Regierung aus eigener Kraft auszumerzen. Wer 2005 ins Koalitionskabinett kam, der blieb auch dort – wenn nicht persönliche Gründe Regie führten (wie beim Wechsel Müntefering-Scholz) oder ein politischer Erdrutsch (wie bei Seehofer-Aigner). Ansonsten gilt: Wer da ist, der bleibt.

Das hat nicht nur schlechte Seiten: Merkels personelle Kontinuität ließ guten Handwerkern Zeit und Luft, sich neben der Chefin zu Stars am Kabinettstisch zu entwickeln: Peer Steinbrück etwa, der zeigte, dass man auch als Finanzminister beliebt sein kann. Oder Frank- Walter Steinmeier, der als Außenminister eine gute Figur macht, obwohl er gleichzeitig als SPD-Spitzenkandidat Merkels Herausforderer ist.

Doch es gibt eben auch die Kehrseite. Für eine Auswechslung des unglücklichen Michael Glos hätte es in dieser Legislaturperiode gute Gründe im Dutzend gegeben. Jedoch: Glos kam, litt und blieb – und so wäre es auch bis zur Bundestagswahl geblieben.

Dabei war Glos bei weitem nicht die einzige Schwachstelle in diesem vor sich hinregierenden Kabinett. Ein Verteidigungsminister mit Visionen für die weltweite Sicherheitsarchitektur? Eine Bildungsministerin, die eine
nationale Debatte darüber führt, was Schulen wirklich brauchen? Fehlanzeige. Deswegen: Lieber ein Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der vielleicht ein bisschen zu unerfahren ist für seinen Job, als verbrauchte Köpfe allerorten. Berlin braucht noch viel mehr frisches Blut.

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