Das Kavaliersdelikt
Die Fälle zeigen vor allem eins: erschreckende Dummheit: Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über die blinde Gier der Steuerhinterzieher
Warum tun Menschen, denen es materiell an nichts fehlt, so etwas? Es will vielen nicht in den Kopf, dass Menschen, die ihren Reichtum kaum ermessen können, Ruf und Lebensleistung riskieren – um dem Finanzamt Steuerbeträge vorzuenthalten, deren Fehlen sie womöglich gar nicht bemerken würden. Und doch sind es keine Einzelfälle. Die Steuersünder- CD mit 1500 Namen, die Deutschland nun kaufen will, ist nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Hunderttausende verstecken Geld im Ausland, sehr viel Geld: Es geht um Milliarden.
Die Fälle, die nun nach und nach publik werden, zeigen vor allem eines: ein erschreckendes Maß an Dummheit. Wer nach dem Steuerfall Liechtenstein und dem Urteil für Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel noch immer nicht kapiert hat, dass die Geschichte heiß wird, der begreift vermutlich auch sonst nicht viel im Leben.
Die öffentliche Enttarnung ist bislang die Hauptstrafe. Steuerhinterziehung sei kein Kavaliersdelikt, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar gerade wieder erklärt. Doch das ist falsch: Sie ist eines und endet in der Regel mit straflosen Selbstanzeigen oder Bewährungsstrafen- Deals. Für viele gilt noch immer der freche Spruch der legendären US-Milliardärin Leona Helmsley: „Nur arme Leute zahlen Steuern.“
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