Das Hillary-Debakel
Die Welt hat genug von Dynastien wie den Bushs und Clintons: Frank Müller, stellvertretender Chefredakteur der AZ, über Gewinner und Verlierer der amerikanischen Vorwahlen.
Die Wahl in Pennsylvania hat Klarheit geschaffen, nur leider nicht die, welche man sich erhoffte. Denn nun steht endgültig fest, dass es keinen Kompromiss und kein vorzeitiges Ende des bizarren Kampfes geben wird, mit dem Hillary Clinton und Barack Obama die Welt zunächst unterhielten, nun aber mehr und mehr ermüden. Es wird also so weiter gehen bis zum letzten Vorwahltag: Obama wird in Führung liegen, aber nicht weit genug. Clinton wird ihm vielleicht näher kommen, aber nicht nah genug. Am Ende werden die Delegierten der Demokraten einen der beiden ins Aus schicken und damit vielleicht sich selbst auf die Verliererstraße. Denn der große Gewinner dieses Spektakels ist der Gegner: John McCain von den Republikanern.
Schon jetzt sind die Chancen des 71-jährigen Kriegsveteranen, den keiner auf der Rechnung hatte, deutlich gestiegen. Für ihn wäre ein Wahlsieg der späte Triumph. Für Obama, der jung genug ist, um es noch einmal zu probieren, wäre es eine Niederlage, aus der er beim nächsten Mal immer noch einen Sieg machen kann. Für Hillary Clinton aber wäre es ein Debakel. Nach George W. Bush schien den Demokraten der Sieg sicher – ihn dem eigenen grenzenlosen Ehrgeiz geopfert zu haben, das ist eine Hypothek, die einen nicht gut aussehen lässt in den Geschichtsbüchern. Die Welt aber hat genug von Dynastien wie den Bushs und den Clintons, deren Ambitionen oft genug in der persönlichen Familiengeschichte liegen. Was die Welt will, ist in der Tat „Change“, Wandel. Sie will Barack Obama.