Das Ende der Netzneutralität?

Ein neues System in den USA steht vor dem Start: Wer zahlt, ist schneller im Netz präsent. Kritiker fürchten das Ende der Netzneutralität. 
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Ein neues System in den USA steht vor dem Start: Wer zahlt, ist schneller im Netz präsent. Kritiker fürchten das Ende der Netzneutralität.

Washington - Der Begriff „Netzneutralität“ ist eher sperrig, die Diskussion darüber wurde lange Zeit nur zwischen Menschen geführt, die sich von Berufs wegen mit dem Internet befassen. Aber es wird um nichts weniger als die freie Information im Netz gestritten – jetzt bahnt sich in den Vereinigten Staaten ein politischer Schlagabtausch darüber an.

Der Konflikt dreht sich darum, ob einzelne Anbieter, etwa von Online-Videos, bei Telekom-Unternehmen Internet-Leitungen kaufen können. Das Ergebnis wäre, dass ihre Daten schneller durchs Internet gejagt werden als andere – eine Art Überholspur im Netz. Für den Verbraucher könnte dies in letzter Konsequenz bedeuten, dass bei ihm bestimmte Dienste nicht oder nur in schlechter Qualität auf dem heimischen PC landen – je nachdem, mit welchen Unternehmen sein Netzanbieter kooperiert. Beispielsweise könnte sein Netzanbieter den Zugang zu Skype sperren oder verlangsamen, weil es ihm lieber ist, dass der Kunde seinen Festnetzanschluss oder das Handy für Gespräche nutzt.

Früher vertrat die US-Telekommunikationsaufsicht FCC die Ansicht, alle Anbieter müssten im Internet gleich behandelt werden. Dagegen stellte sich unter anderem der Telekom-Konzern Verizon und zog vor Gericht, mit Erfolg: Ein Berufungsgericht verdonnerte die FCC dazu, ihr Konzept von der Chancengleichheit im Netz zu überdenken. Jetzt legte die FCC ihre Pläne vor. Künftig soll es demnach kostenpflichtige Autobahnen im Internet geben.

Ein Sturm der Empörung brach deswegen los – es dürfte nicht sein, dass im Internet eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstehe, forderten Politiker und Netzaktivisten. Angesichts der überwältigenden Rolle von US-Anbietern in der Internet-Wirtschaft rechnen Experten auch mit weltweiten Auswirkungen der US-Entscheidungen auf die Netzneutralität. Unternehmen wie Google, Facebook oder Netflix, deren Dienste große Datenmengen durchs Netz jagen, befürchten, von den Netzbetreibern systematisch zur Kasse gebeten zu werden.

Als nächstes steht eine rund viermonatige Diskussion um das Konzept der FCC an. Deren Chef schwört: Auch künftig wird niemand benachteiligt werden. Wie genau er dies bewerkstelligen will – mit technischen Vorkehrungen oder genauen Vorgaben für die künftige Bezahl-Modelle im Internet – muss er seinen Kritikern noch erklären.

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