Das Ende der Bescheidenheit - Staatsknete für BMW?
FRANKFURT/MAIN, MÜNCHEN - War bisher das Interesse am Deutschlandsfonds der Bundesregierung begrenzt, interessieren sich jetzt immer Unternehmen, die zu den ersten Adressen der deutschen Wirtschaft gehören, für die Staatshilfen, unter ihnen auch BMW.
Am Mittwoch tagt der Lenkungsausschuss für den Deutschlandfonds. Er entscheidet über die Vergabe von Bürgschaften. Parallel können die Firmen öffentliche Kredite beantragen.
BMW will vielleicht Geld für die Finanzierungssparte
Bereits zu Beginn des Jahres hatte BMW öffentlich darüber nachgedacht, für seine Autobank eine Absicherung über zehn Milliarden Euro zu erbeten. Noch ist aber nicht entschieden, ob er wirklich einen Antrag einreichen wird. Der weißblaue Nobelhersteller steht verglichen mit Wettbewerbern gut da, musste aber zuletzt vor allem im Hauptabsatzmarkt USA dramatische Einbrüche verzeichnen. „Natürlich sind staatliche Hilfen für ein Unternehmen wie BMW, dem es vergleichsweise gut geht, in der öffentlichen Wahrnehmung eine kritische Sache“, sagte der Gelsenkirchener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer zur AZ. „Allerdings wäre es nachvollziehbar, wenn BMW versucht, seine Kostenbedingungen zu verbessern.“ Letztendlich sei es für die gesamte Wirtschaft sinnvoll, wenn das Unternehmen zukunftsfähig bliebe.
Porsche braucht eine Milliarde
Der Sportwagenbauer hat Informationen über einen öffentlichen Kredit über eine Milliarde Euro eingeholt, will aber keine öffentliche Absicherung für Privatkredite. „Wir brauchen keine Bundes- und auch keine Landesbürgschaften“, sagte ein Porsche-Sprecher dem „Spiegel“. Porsche hat sich bei der geplanten Übernahme von VW überhoben und ächzt unter Milliarden-Schulden. Zwischen den Eigentümerfamilien Posche und Piëch ist vor dem Hintergrund der prekären finanziellen Lage eine offene Fehde ausgebrochen, für Montag sind Proteste der Porsche-Beschäftigten gegen Ferdinand Piëch geplant. Am Sonntag unterbrach VW offiziell die Fusionsgespräche mit Porsche.
Karstadt-Mutter will Staatshilfe und Fusion mit Kaufhof
Der gefährdete Handels- und Tourismuskonzern (Karstadt) hat bereits angekündigt, Staatsbürgschaften von 650 Millionen Euro aus dem Deutschlandsfonds beantragen. Außerdem will das Unternehmen einen verbilligten Staatskredit. Arcandor ist von der Insolvenz bedroht. Rettung bringt – vielleicht – eine Teil-Fusion mit dem Handelskonzern Metro. Die zur Metro-Warenhauskette gehörende Galeria Kaufhof könnte die 121 Waren- und Kaufhäuser von Karstadt übernehmen, findet Metro-Chef Eckhard Cordes. Er will eine „Deutsche Warenhaus AG“ schaffen, an der sich auch Banken beteiligen sollen. Auch der Otto-Versand signalisierte bereits Interesse an Teilen von Acandor.
Harte Bedingungen für Staatshilfe
Weitere Anwärter auf das Staatsgeld: der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen und der Baukonzern Hochtief. Die Entscheidung über die Anträge dürfte dem Lenkungsausschuss schwerfallen. Offiziell ist nämlich kaum ein Unternehmen berechtigt: „Es werden Unternehmen gefördert, die grundsätzlich wettbewerbsfähig sind und positive Zukunftsaussichten haben“, heißt es in den Förderkriterien klipp und klar. „Sanierungsfälle und Unternehmen in Schwierigkeiten sind ausgeschlossen.“