Das Auslaufmodell
BMW steigt aus, Schumacher kehrt zurück - Gunnar Jans, AZ-Sportchef, über einen total verrückten Formel-1-Tag.
Es war der Tag der Sensationen in der Formel 1. Morgens verkündet BMW den Ausstieg aus der Formel 1, die dem Münchner Autobauer nicht mehr zeitgemäß erscheint. Und abends kündigt Altmeister Schumacher sein Comeback an. Die einen drehen am Rad, der andere will’s zurückdrehen. Schumi ist gekommen, um zu retten. Offiziell nur Ferrari, sein altes Team, das sich nach Massas Horror-Crash in Not befindet. Doch wenn er schon mal da ist, kann er ja gleich die ganze Formel 1 retten – die sich in der Sinn- und Existenzkrise befindet, wie der überraschende Rückzug von BMW verdeutlicht hat.
Vorstandsboss Reithofer begründet das Aus nicht mit der sportlichen Talfahrt des Teams. Er macht sich nicht einmal die Finanzkrise zu Nutze, die auch die Automobilbranche frontal erfasst hat – dabei wäre dies opportun gewesen am Tag, als die Konkurrenz von Daimler einen Milliarden-Verlust im 2. Quartal vermeldete. Nein, die Weißblauen geben sich ein grünes Image und wollen das im Vollgas-Zirkus eingesparte Geld in umweltgerechte Technologie-Entwicklung investieren. Das mag eine clevere PR-Strategie sein – ist letztlich aber die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Die Formel 1, bei der bis zu 70 Liter Benzin pro 100 km verbraucht werden, ist nicht nur für BMW ein Auslaufmodell.
Apropos: Michael Schumacher hat jetzt ein paar Wochen Zeit, zu zeigen, dass er noch keines ist. Wenn ihm das gelingt, kann Boris Becker bald wieder zum Tennisschläger greifen. Und Gerhard Schröder über seine Kanzlerkandidatur nachdenken.