Danke für die Party, Jacko!

Er war ein Künstler, der seine eigene Identität nicht aushielt - Arno Makowsky, Chefredakteur der AZ, über den Tod von Michael Jackson.
von  Abendzeitung
Michael Jackson, gestorben mit 50 Jahren
Michael Jackson, gestorben mit 50 Jahren © dpa

Er war ein Künstler, der seine eigene Identität nicht aushielt - Arno Makowsky, Chefredakteur der AZ, über den Tod von Michael Jackson.

Es war ein Sommerabend im Jahr 1987. Eine Studentenclique auf demWeg zum Baggersee. Auf dem Parkplatz dreht einer die Auto-Stereoanlage auf, volle Lautstärke, „Thriller“, „Beat it“, „Wanna be startin’ somethin’“. Alle schalten die Warnblinkanlagen an, tanzen auf dem Parkplatz, lachen, eine Spontanparty. Über den See dröhnt die Musik von Michael Jackson.

Es sind Momente wie diese, die man nicht vergisst, die so ähnlich wohl jeder von uns erlebt hat. Michael Jackson, das war der Sound der späten Achtziger. Als Künstler nahmen wir ihn damals nicht wirklich ernst, der musikalische Held dieser Jahre hieß Prince. Aber Jacko, das bedeutete: gute Laune, Sommer, Lebensfreude. Doch der Zauber hielt nicht lange an.

Auch das gehört zur Tragik dieses Mannes: Im Grunde war seine Zeit schon in den Neunzigern vorbei. Nur sein Gesicht veränderte sich, musikalisch blieb er stehen. Seine Nasenoperationen, seine Eskapaden mit Affen und Kinderspielzeug, all das exaltierte Getue auf der „Neverland Ranch“ nahmen wir anfangs mit Amüsement, die späteren Gerüchte um Kindesmissbrauch nur noch mit Schauern zur Kenntnis.

Und doch spürten wir immer: Hier ist kein Zyniker am Werk, kein Absahner, keine verkleidete Witzfigur. Michael Jackson meinte es ernst. Er litt unter seinem Aussehen, seiner Hautfarbe, er war wirklich der „Man in the Mirror“ – ein Künstler, der seine eigene Identität nicht aushält.

Eigentlich hatte man seit mindestens zehn Jahren das Gefühl: Diese Geschichte wird nicht gut ausgehen. Michael Jackson konnte nicht alt werden, so wenig wie Peter Pan, den er liebte. Und wir? Uns bleibt die Erinnerung an eine Phantasiefigur, deren Musik in unserem Leben eine Rolle gespielt hat. Danke, Jacko, für die Party am Baggersee.

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