Dank Insolvenz zahlt Pin jetzt Mindestlöhne

Die Pin Group beantragt für weitere Töchter die Insolvenz. Damit wird es für den Briefdienstleister leichter, ab sofort seinen Mitarbeitern den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn zahlen zu können.
von  Abendzeitung
Die Briefzusteller von Pin erhalten ab sofort den Mindestlohn.
Die Briefzusteller von Pin erhalten ab sofort den Mindestlohn. © dpa

Die Pin Group beantragt für weitere Töchter die Insolvenz. Damit wird es für den Briefdienstleister leichter, ab sofort seinen Mitarbeitern den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn zahlen zu können.

Der Postdienstleister Pin hat - um öffentliche Auftraggeber nicht zu verlieren - beschlossen, ab sofort seinen Beschäftigten den gesetzlichen Mindestlohn zwischen 8,00 und 9,80 Euro pro Stunde zu zahlen. Das teilte Pin-Chef Horst Piepenburg am Mittwoch mit.

Die Kehrseite der Medaille: Das angeschlagene Unternehmen schickt in dieser Woche weitere 19 Tochtergesellschaften in die Insolvenz, wie der Sanierungsexperte weiter sagte. Denn damit kann Piepenburg zumindest in diesem Jahr einen Großteil der Mehrbelastung durch den Mindestlohn auffangen: Die insolventen Töchter seien drei Monate lang von der Lohnzahlung befreit, erläuterte der Pin-Chef. Die Beschäftigten erhielten solange Insolvenzgeld von der Bundesanstalt für Arbeit. Von der Insolvenz sind damit die Hälfte der operativen Gesellschaften und rund zwei Drittel der 9000 Mitarbeiter der Gruppe betroffen. Bislang hatte Pin bundesweit für 18 Tochterfirmen die Insolvenz beantragt. Insgesamt besteht Pin aus 91 Einzelgesellschaften. Mit den weiteren Insolvenzanträgen war bereits gerechnet worden, nachdem Piepenburg entsprechende Andeutungen gemacht hatte. Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Zahlung von Mindestlöhnen bei der Pin Group. Damit halte dort «Seriosität Einzug», sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Andrea Kocsis in Berlin. Die Beschäftigten der Briefdienstbranche hätten seit Jahresanfang Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn. «Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.» Wer - wie der Post-Konkurrent TNT - den Mindestlohn nicht zahle, sei «ein Gesetzesbrecher und hat auf dem Markt nichts zu suchen».

Wenig Neues zu Investoren

Die Pin Group gehört neben TNT zu den größten Wettbewerbern der Deutschen Post. Wegen der Einführung des Mindestlohns hatte der Großaktionär Axel Springer im Dezember beschlossen, dem Postdienstleister kein Geld mehr zur Verfügung zu stellen. Derzeit sucht Piepenburg nach neuen Investoren. Die Bemühungen seien durch das Ja zum Mindestlohn nicht gefährdet, betonte der Pin-Chef am Mittwoch. Im Gegenteil: Der Schritt schaffe Rechtssicherheit für Kaufinteressenten. Zu den potenziellen Investoren ließ sich Piepenburg indes kaum Neues entlocken. Er wiederholte lediglich frühere Äußerungen, dass ein «ungewöhnlich großes Interesse» an einem Einstieg bei Pin bestehe. Derzeit würden mit einem kleinen Kreis von ihnen erste Gespräche geführt. Dennoch sei nach wie vor offen, ob es gelinge, Pin insgesamt zu erhalten. Der Pin-Chef strebt weiterhin eine «Gesamtlösung» für das Unternehmen an. Eine Zerschlagung hält er jedoch für nicht ausgeschlossen: Sollte eine Übernahme als Ganzes scheitern, werde er sich als Plan B um regionale Lösungen bemühen, sagte Piepenburg. Zum Ausgang des Investorenverfahrens will sich der Manager aber erst Mitte Februar äußern. (nz)

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