"Da sind Dinge schiefgegangen"
MÜNCHEN - Der Sparkassen-Chef über die Fehler bei der Landesbank. Warum er so verärgert ist - und was die Kontrolle künftig anders machen wollen.
Bank-Manager werden kritischer beäugt als früher, Ex-Vorstände der IKB etwa auf Rückzahlung ihrer Tantiemen verklagt. Können Sie sich das auch für die Chefs der BayernLB vorstellen?
HARALD STRÖTGEN: An der Wertung solcher Vorgänge, die berechtigt sein mögen, möchte ich mich nicht beteiligen.
Auch Horst Seehofer hat personelle Konsequenzen angedeutet. Und die Vorstände haben Gespräche über ihre Zukunft angeboten.
Bankmanager, die solche Aufgaben übernehmen, müssen sich bewusst machen, dass dieses Mandat mit einer besonderen Verantwortung verbunden ist. Bei der Landesbank sind Dinge schiefgegangen, die vermeidbar gewesen wären, aber es steht mir gegenüber dem Management der Landesbank nicht zu, eine Bewertung über eventuelle Konsequenzen vorzunehmen. Ich kann aber unseren Kunden versichern, dass die Schwierigkeiten der Landesbank in keiner Weise dazu führen werden, dass wir Gebühren oder Kreditzinsen erhöhen beziehungsweise Einlagenzinsen senken. Auch die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter sind weiterhin sicher.
Von der Landesbank beziehungsweise von den Sparkassen-Managern in deren Verwaltungsrat kamen in den letzten zwölf Monaten immer wieder Äußerungen, die sich zum Teil im Nachhinein als faustdicke Lügen entpuppt haben. Können Sie es vor diesem Hintergrund verstehen, wenn von den Sparkassen öffentliche Stellungnahmen zur den Vorgängen bei der BayernLB eingefordert werden?
Das kann ich nachvollziehen, und hinter verschlossenen Türen sage ich auch sehr klar, was ich davon halte. Natürlich bin ich sehr unglücklich über den hohen Risikoappetit der BayernLB und extrem verärgert darüber, dass aus dem 100-Millionen-Loch plötzlich ein Ausfall in der Größenordnung von einigen Milliarden werden konnte. Für mich persönlich ich lege ich Wert darauf, dass ich zu dem stehe, was ich sage; mit anderen Worten, mit dem Vorwurf der Lüge möchte ich nicht in Verbindung gebracht werden.
Noch einmal zum Verwaltungsrat der Landesbank: Von außen gesehen kann der Eindruck entstehen, dass hier eine neue Kultur der Zusammenarbeit zwischen dem Management und den Kontrolleuren entstehen muss.
Das kann ich schlecht beurteilen, denn ich war zwar vor mehreren Jahren für acht Monate im Verwaltungsrat, bin es aber nicht mehr. Aber klar ist wohl, dass sich der Verwaltungsrat es nicht gefallen lassen wird, wenn die Informationspolitik der Bank nicht ausreicht. Dieses Thema wird sicher auf die Agenda gesetzt.
Ihre Kunden scheinen die Verlässlichkeit ihres Hauses besonders zu schätzen. Wie viele neue Konten wurden in den letzten Monaten bei Ihnen eröffnet?
Seit Anfang Oktober wurden bei uns 12500 neue Konten eingerichtet und wir haben seitdem einen Einlagenzuwachs von 376 Millionen Euro. Da sind auch viele Millionen-Überweisungen dabei. Wir hatten in der Vergangenheit viele Anfragen von Kontoinhabern, die sich Sorgen wegen der Finanzmarktkrise machten. Mittlerweile geht die Unruhe bei den Kunden aber wieder zurück.
Int.: sun