Curevac-Impfstoff wirklich so schlecht? "Der Grund ist wohl die Dosierung"
AZ-Interview mit Prof. Dr. Peter Kremsner: Der Mediziner vom Universitätsklinikum Tübingen ist der Studienleiter des Curevac-Impfstoffes.
AZ: Herr Kremsner, Sie sind der Leiter der Curevac-Impfstoff-Studie. Die Zwischenbilanz fällt nicht gut aus. Wie geht es Ihnen damit?
PETER KREMSNER: Es ist enttäuschend und auch überraschend, ich weiß es selbst erst seit zwei Tagen. Ich hätte es mir anders erhofft und erwartet, aber wahrscheinlich ist die Dosierung der Grund.

Dosis kann nicht erhöht werden
Inwiefern?
Wir haben im Vergleich zu Biontech und Moderna - das sind die anderen beiden mRNA-Impfstoffe, die schon auf dem Markt sind und sehr gute Wirksamkeiten und Verträglichkeit zeigen, nicht höher dosieren können als zwölf Mikrogramm. Das ist wesentlich weniger und dadurch erhält man wohl auch weniger Schutz.
Warum konnten Sie nicht höher dosieren?
Der Impfstoff wird ab zwölf Mikrogramm zu unverträglich. 100 Prozent der Impflinge haben Nebenwirkungen bekommen, zum Beispiel Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber. Daher war es nicht möglich, höher zu dosieren. Die anderen Hersteller haben die RNA chemisch modifiziert, was die Impfstoffe verträglicher macht.
Studie wird zu Ende geführt
Wie geht es jetzt weiter?
Wir machen die Studie weiter und auch zu Ende. Die Firma muss jetzt entscheiden, wie es konkret weitergeht, und die Zulassungsbehörde muss dann bewerten, ob eine Impfung nach der finalen Analyse der Daten zugelassen wird oder nicht. Das kann ich nicht beeinflussen. Aber wir haben unser Bestes gegeben und eine gute Studie geliefert. Wir sind Wissenschaftler und dafür da, unabhängig zu prüfen.
Wie lange dauert es bis zur finalen Analyse?
Sie ist in wenigen Wochen zu erwarten.
Welches Ergebnis könnte es dann geben?
Wir haben 134 Covid-Fälle ausgewertet, insgesamt werden es dann etwa 200 sein. Aber man muss kein Mathematiker sein, um sich ausrechnen zu können, dass es danach nicht auf 95 Prozent gehen wird. Bestenfalls um die 60 Prozent.
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