Commerzbank will Dresdner Bank: Mega-Bank – Mega-Frust?

Die Commerzbank will der Allianz die Dresdner Bank abkaufen – Mitarbeiter fürchten deshalb um ihren Arbeitsplatz. Die Fusion von Commerzbank mit Dresdner Bank ist alles andere als eine Traumhochzeit. Commerzbank-Chef Blessing wagt es trotzdem
von  Abendzeitung
Commerzbank-Chef Martin Blessing: Der Deal wird sein Meisterstück – oder sein größtes Debakel.
Commerzbank-Chef Martin Blessing: Der Deal wird sein Meisterstück – oder sein größtes Debakel. © dpa

Die Commerzbank will der Allianz die Dresdner Bank abkaufen – Mitarbeiter fürchten deshalb um ihren Arbeitsplatz. Die Fusion von Commerzbank mit Dresdner Bank ist alles andere als eine Traumhochzeit. Commerzbank-Chef Blessing wagt es trotzdem

Es wird sein Meisterstück werden oder sein größtes Debakel. Am Sonntag Abend wird Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing mit dabei sein, wenn – wie es zurzeit aussieht – der Zusammenschluss seines Unternehmens mit der Dresdner Bank verkündet wird. Die geplante Fusion wäre das Gegenteil einer Traumhochzeit: eine aus der Not geborene und mit vielen Fragezeichen versehener Zwangsehe.

Noch ist offiziell nichts entschieden. An diesem Samstag sollen die Aufsichtsräte informiert werden, am Sonntag tagen gleichzeitig die Kontrollgremien der Dresdner-Bank- Mutter Allianz und der Commerzbank. Danach wird verkündet, wie es weitergeht.

Aber kaum jemand glaubt, dass noch ein Weg an der Fusion vorbeiführt. Ein Verkauf der Dresdner Bank an die China Development Bank – unwahrscheinlich. Schon einmal, vor einigen Monaten, waren chinesische Investoren ins Gespräch gebracht worden, schon einmal lag der Verdacht nahe, dass das China-Gerücht nur dazu diente, den Preis für die Dresdner Bank in die Höhe zu treiben. Nur die Vertreter der Arbeitnehmer traten offen für die China-Lösung ein, denn sie hätte Sicherheit für die deutschen Jobs bedeutet.

Aber die Chinesen sind zu weit weg vom deutschen Markt. Und die Politik ist von der Vorstellung, dass in Fernost über Kredite für deutsche Mittelständler entschieden wird, alles andere als begeistert.

Jetzt also wohl die „deutsche Lösung“. Commerzbank-Chef Martin Blessing will allem Anschein nach endlich schaffen, was er und dutzende andere Bank-Manager wiederholt versucht haben: einen nationalen Champion zu schaffen, der aus der zersplitterten deutschen Banken-Landschaft hervorsticht. Nur mit einem höheren Marktanteil kann sich die Commerzbank auf Dauer aus der Bedeutungslosigkeit retten. Zwar mauserte sie sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Institute im deutschen Firmenkundengeschäft. Doch wirklich rentabel kann sie nur im Verein mit einer anderen Bank wirtschaften, sagen Experten.

Schon einmal, im Jahr 2000, versuchte sich Blessing, damals noch Manager der Dresdner Bank, als Fusions-Architekt. Er bereitete die Zusammenlegung des Filialgeschäftes der Dresdner mit dem der Deutschen Bank vor. Doch die Fusion wurde abgeblasen – Blessing musste seine Ambitionen begraben. Diese Scharte kann er jetzt womöglich auswetzen.

Und Blessings Gegenspieler Michael Dieckmann, Vorstandschef der Dresdner-Bank-Mutter Allianz, dürfte drei Kreuze schlagen, wenn er die Dresdner Bank los ist. 2001 hatte die Allianz 24 Milliarden Euro für die Dresdner Bank gezahlt. Die Aussicht, Versicherungspolicen über den Bankschalter zu verkaufen, schien verlockend. Aber die Dresdner erwies sich als Klotz am Bein. Heute wird Diekmann kaum noch neun Milliarden Euro für die von der Finanzkrise gebeutelte Bank bekommen. Und er muss sie in eine ungewisse Zukunft entlassen: Dresdner und Commerzbank konkurrieren, sie ergänzen sich kaum. Für eine Fusion spricht außer dem addierten Marktanteil der beiden Häuser eigentlich nichts. Aber das dürfte bald nur noch zum Teil Diekmanns Sorge sein. Die Börse belohnte seine Verkaufspläne am Freitag schon mal mit einem Kursplus für die Allianz-Aktie.

Susanne Stephan

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