Commerzbank verschärft Konzernumbau

Angesichts der Schuldenkrise und dem schwachen Kunjunkturausblick forciert die Commerzbank den Konzernumbau: Krisentochter Eurohypo und Schiffsfinanzierung sollen komplett abgebaut werden.
von  dpa

Frankfurt/Main - Die Commerzbank verschärft angesichts von Schuldenkrise und schwachem Konjunkturausblick ihren Konzernumbau. Das Institut kündigte am Dienstagabend in Frankfurt an, das Geschäft der Krisentochter Eurohypo ebenso wie die Schiffsfinanzierung komplett abzubauen.

Zudem überprüft die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank sämtliche Geschäftsbereiche. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Davon betroffen ist auch der Vorstand, in dem die Zuständigkeiten neu sortiert werden.

Erst vor drei Monaten hatte die Commerzbank angekündigt, einen Teil der gewerblichen Immobilienfinanzierung der Eurohypo mit dem Schiffsgeschäft zusammenschließen und in die Kernbank integrieren zu wollen. Daraus wird nun nichts. Eine Kehrtwende sei das aber nicht, sondern eine Beschleunigung des bisherigen Kurses, erklärte Bankchef Martin Blessing. Die schlechtere Lage an den Finanzmärkten sowie die künftig strengeren Kapitalanforderungen für Banken ("Basel III") machten die Geschäftsfelder nicht mehr attraktiv für die Commerzbank.

"Wir müssen die Risiken konsequent reduzieren und uns auf das Geschäft konzentrieren, das nachhaltig profitabel ist", erklärte Blessing. In dieses Geschäftsmodell passe das zyklische Geschäft mit Schiffen und gewerblichen Immobilien nicht mehr. Von dem Abbau nicht betroffen ist die Immobilienfinanzierung für Privat- und Firmenkunden.

Die EU hatte die Commerzbank Ende März dazu verpflichtet, den Staats- und Immobilienfinanzierer Eurohypo weitgehend abzuwickeln, lediglich einen Teil der gewerblichen Immobilienfinanzierung hätte die Bank behalten dürfen. Ursprünglich hatte die EU im Gegenzug für in der Finanzkrise erhaltene Staatshilfen den Verkauf der verlustreichen Tochter verlangt. Als sich dies aber als unrealistisch erwies, weil es keine Interessenten gab, erlaubte die Kommission die Abwicklung. Für den Abbau von Personal stellte die Bank im ersten Quartal 34 Millionen Euro zurück. Dass noch weitere Belastungen kommen können, schloss das Unternehmen damals nicht aus.

Die Bank kündigte eine Aktualisierung ihrer bisherigen Einschätzung zum Geschäftsverlauf in diesem Jahr für den 9. August an, wenn sie ihre Halbjahreszahlen vorlegt. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen traute sich der Vorstand bislang ohnehin keine konkrete Aussage zu.

Das Kerngeschäft mit Privatkunden, Mittelstandsbank, Osteuropageschäft und Investmentbanking solle zumindest ein "solides" operatives Ergebnis erzielen, hieß es bislang. Herausgerechnet sind dabei die verlustreiche Abwicklungssparte und die Restrukturierungseinheit, in die nach der Finanzkrise die Giftpapiere abgeschoben wurden. Die Kernbank erzielte von Januar bis Ende März ein operatives Ergebnis von 845 Millionen Euro - nach 1,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

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