Chrysler in der Insolvenz: Was bedeutet das für deutsche Autobesitzer?
Washington - Eine Insolvenz des US-Autobauern Chrysler scheint unabwendbar. Jetzt hofft Präsident Barack Obama, dass der Fiat-Konzern das Unternehmen durch einen Einstieg rettet. Was das für deutsche Autobesitzer bedeutet...
Der drittgrößte US-Autobauer Chrysler steuert in die Insolvenz. Nach dem Scheitern der entscheidenden Verhandlungen mit Gläubigern sei das der einzige Weg zur Sanierung, sagten US-Regierungsvertreter amerikanischen Medien am Donnerstag. Das Weiße Haus hofft, dass Chrysler das Insolvenzverfahren bereits in einigen Wochen verlassen kann und dann durch einen Einstieg des italienischen Fiat-Konzerns gerettet wird. Gläubiger oder auch Händler könnten allerdings ein schnelles Insolvenzverfahren mit ihren Ansprüchen blockieren.
Eine Insolvenz des Kleinsten unter den „Großen Drei“ der US- Autobranche wäre eine beispiellose Zäsur. Fiat ist die letzte Hoffnung für Chrysler. Die Italiener zeigten sich zwar bereit, bei der maroden einstigen Daimler-Tochter mit bis zu 35 Prozent einzusteigen – sie wollen dabei aber kein Geld investieren.
Die Insolvenz war seit Tagen erwartet worden
Eine Insolvenz von Chrysler war bereits seit Tagen erwartet worden. Es geht um ein Verfahren nach Kapitel elf des US- Insolvenzrechts, bei dem das Unternehmen sich unter dem sogenannten Gläubigerschutz sanieren kann. Die Geldgeber müssen dann vorerst ihre Forderungen auf Eis legen.
Chrysler hatte bereits die vergangenen Monate nur dank Milliardenkrediten aus Washington überlebt und wollte weitere Hilfen haben. Das Weiße Haus stellte jedoch als Bedingung für weitere sechs Milliarden Dollar ein Ultimatum: Bis Ende April musste ein Partner gefunden werden und die Gläubiger zu einem Teilverzicht auf ihre Forderungen bewegt.
Was bedeutet das für mich?
Hier vier wichtigste Fragen und Antworten:
Müssen Chrysler-Besitzer jetzt aktiv werden?
Nein, jedenfalls nicht, solange das Auto wie gewohnt funktioniert. Doch auch bei Problemen mit dem Fahrzeug ändert sich erst mal nichts: Weiterhin ist der Händler, bei dem das Auto gekauft wurde, erster Ansprechpartner, wie Lempp erklärt.
Gilt die gesetzliche Gewährleistungspflicht weiter?
Ja, denn die Gewährleistungsrecht liegt beim Chrysler-Händler, nicht beim Hersteller. Mit dem Händler haben die Autobesitzer ihren Kaufvertrag abgeschlossen, in dem die gesetzlich geregelte Gewährleistungspflicht oder Sachmängelhaftung von zwei Jahren festgelegt ist. An diesem Anspruch ändert sich auch bei einer Hersteller-Insolvenz nicht. Lempp: „Schwierig würde es allenfalls, wenn der Händler kein Chrysler-Material mehr bekommt würde. Oder wenn auch der Händler dicht machen muss.“
„Ohne Rechtsnachfolger verschwinden auch diese Rechte.“
Was ist mit der Hersteller-Garantie?
Hier wird es schwierig: „Wenn sich kein Investor findet und Chrysler aufhört zu existieren, würde auch die Hersteller-Garantie wegfallen“, sagt ACE-Experte Lempp. Die Hersteller-Garantie gewähren Hersteller auf freiwilliger Basis oft für mehrere Jahre und knüpfen sie an bestimmte Bedingungen, etwa regelmäßige Inspektionen. „Ohne Rechtsnachfolger verschwinden auch diese Rechte“, erklärt Lempp. Dieses Szenario sei aber unwahrscheinlich.
Wird es weiter Ersatzteile geben?
Aller Voraussicht nach ja, weil Chrysler wohl weiter produzieren will. Zudem haben die Händler eine Ersatzteilbeschaffungspflicht, wie Lempp betont: „Das bedeutet ganz einfach, dass der Händler sehen muss, wo er die Teile herkriegt.“ Diese Pflicht sei allerdings nirgendwo geregelt, sie werde lediglich in die Kaufverträge hinein interpretiert. Doch selbst, wenn Chrysler seine Unternehmenstätigkeit komplett einstellen würde, wäre es möglich, dass die Lizenzen für Ersatzteile an andere Firmen verkauft würden. Schließlich sind Ersatzteile ein lukratives Geschäft. (dpa)
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