Chefgehälter „entwickeln sich völlig unkontrolliert“
Manfred Meiler, der Vorsitzende des Vereins der Siemens-Belegschaftsaktionäre, protestiert gegen Millionen-Zahlungen an die Vorstände und den Aufsichtsrat
AZ: Warum gönnen die Belegschaftsaktionäre dem Siemens-Aufsichtsrat seine Vergütung nicht?
MANFRED MEILER: Wir gönnen dem Aufsichtsrat sehr wohl eine angemessene Vergütung. Aber was hier – trickreich in einer komplizierten Berechnungsformel versteckt – an die Kontrolleure und vor allem an den Aufsichtsratschef Gerhard Cromme gezahlt werden soll, ist einfach zuviel. Crommes Bezüge steigen um 157 Prozent auf fast 800000 Euro, die der anderen Aufsichtsräte je nach ihrer Funktion um 50 bis 100 Prozent. Das passt nicht in eine Zeit, in der alle den Gürtel enger schnallen müssen.
Warum wollen Sie, dass ab 2010 auf der Hauptversammlung über die Vorstandsverträge abgestimmt wird?
Die Managergehälter entwickeln sich völlig unkontroliert. Vorstandschef Peter Löscher bekommt jetzt neben der aktienorientierten Vergütung eine Barvergütung von 7,3 Millionen Euro, während sein Vorgänger Klaus Kleinfeld 2006 noch 3,2 Millionen bekommen hat.
Aber Peter Löscher hat im vergangenen Jahr auch gute Zahlen hingelegt.
Rendite, besonders überzogene Renditevorstellungen, können nicht das Maß aller Dinge sein. Der Öffentlichkeit ist kaum zu vermitteln, dass ein Manager das Hundertfache eines normalen Angestellten verdient. Und was die Verdienste Löschers angeht: Vieles läuft gut bei Siemens, aber nicht alles. Mit der Aufarbeitung der Schmiergeld-Affäre kommt der Konzern gut voran, aber was ist mit der AUB-Affäre? Da passiert Siemens-intern kaum etwas. Auch beim Konzernumbau gab es Pannen - denken Sie an die scheibchenweise Zerschlagung von Com oder an die Besetzung des Managements der Medizintechnik. Einen US-Manager anzuheuern, der nach einem dreiviertel Jahr wieder das Handtuch wirft, wirkt nicht gerade sonderlich kompetent.
Interview: Susanne Stephan
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