Chance für die Linke

Der AZ-Politikredakteur Markus Jox über die Linkspartei nach Oskar Lafontaine.
von  Abendzeitung
Markus Jox
Markus Jox © Gregor Feindt

Der AZ-Politikredakteur Markus Jox über die Linkspartei nach Oskar Lafontaine.

Mit ihm verlässt ein Großer die Berliner Bühne: Oskar Lafontaine, der ebenso eitle wie rhetorisch begnadete Polit-Populist. Anders als 1999, als er den SPD-Vorsitz Knall auf Fall beleidigt hinschmiss, kann ihm bei seinem jetzigen Rückzug vom Chefposten der Linkspartei niemand Böses unterstellen. Lafontaines Begründung, seine Krebserkrankung, sollte noch dem zynischsten Politbeobachter Respekt abringen.

Keine Frage: Lafontaine hat sich um das Land verdient gemacht. Von Reparaturen bei Hartz IV über die Einführung von Mindestlöhnen bis zur Kritik am Afghanistan-Einsatz: Mit ihrer fundamentalen Kritik hat die von Lafontaine mit gegründete Partei die politischen Wettbewerber in Berlin nicht ohne Erfolg vor sich hergetrieben und die politische Tektonik im Land nach links verschoben.

Auf den ersten Blick schwächt der Rückzug Lafontaines die Linke im Westen, wo er viele frustrierte Fundis um sich versammeln konnte. Sollten sich in der tief zerstrittenen Linkspartei mittelfristig aber die Pragmatiker durchsetzen, wäre das eine Chance für die Linke im Land überhaupt. Schon scharren junge Politiker im Bundestag mit den Hufen, werben für eine rot-rot-grüne Alternative.

Wer indes wie CSU-Chef Seehofer meint unken zu müssen, die Linke nach Lafontaine werde wieder SED-Nachfolger und reine Ostpartei, hat nichts aus den Wahlerfolgen dieser Truppe gelernt. Bei allem politischen Talent Lafontaines: Viele Menschen haben die Linkspartei nicht wegen Rhetorik oder Charisma des Saarländers gewählt, sondern weil sie die Regierungspolitik als unsozial empfunden haben.

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