Car-Sharing selbstgemacht
Auto-Teilen boomt, besonders in Städten wie München. Immer häufiger gründen Nachbarn auch eine eigene Initiative für das gemeinsame KfZ vorm Haus, Musterverträge gibt’s beim VCD
München - Dem Carsharing gehört die Zukunft, gerade in den Städten: Mehr als 750000 deutsche Autofahrer setzen auf „Nutzen statt Besitzen“, Tendenz stark steigend. Professionelle Angebote gibt es in München reichlich wie etwa Stattauto München oder car2go. Man kann jedoch auch seinen eigenen Verein gründen – eine besonders für den Stadtrand, den Speckgürtel oder die Region attraktive Möglichkeit. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wozu Eigeninitiativen? Zwar ist München gut mit professionellen Anbietern versorgt. Eine Nachbarschaftsinitiative bietet dennoch einen großen Vorteil: Das Auto muss nicht an einer Carsharing-Station abgeholt werden, sondern kann immer direkt vor dem Wohngebäude abgestellt werden.
Was brauche ich für ein Nachbarschaftsangebot? Für das nachbarschaftliche Autoteilen finden sich Menschen auf privater Basis zusammen. Für ihre Organisation haben sie zwei Möglichkeiten: Sie hängen sich an einen Organisator dran wie tamyca.de, autonetzer.de, nachbarschaftsauto.de oder flinkster.de – und nutzen dessen Buchungssystem und Rechnungsstellung. Das ist besonders für größere Initiativen mit mehreren Fahrzeugen zu empfehlen. Diese Angebote kennen allerdings Beschränkungen, zum Beispiel darf das Auto nicht älter als zehn Jahre sein, der Fahrer muss mindestens 23 und höchstens 70 Jahre alt sein. Wem diese Beschränkungen nicht passen und für alle, die sich selbst organisieren wollen: Einen Mustervertrag schickt der Verkehrsclub Deutschland VCD für 2,45 Euro plus Porto. Ob professionell oder privat betrieben: Der Nutzungsvertrag muss sein. Wie Anja Smetanin vom VCD erläutert, muss unter anderem geregelt werden: der Wert des Autos, der Mitgliedsbeitrag, die Centpauschale pro Kilometer, der Standard-Parkplatz, Wartung, die Höhe der Selbstbeteiligung bei Schaden, wer die Abrechnung erstellt und für fällige Reparaturen sorgt.
Für wen lohnt’s sich? Wer eher unregelmäßig oder selten mit dem Auto unterwegs ist, fährt mit Carsharing günstiger als mit einem Privatwagen. Vor allem, wenn man mal einen Kleinwagen, mal einen Transporter braucht. Auch für Unternehmen und Vereine können die Kosten für einen eigenen Fuhrpark deutlich höher sein.
Für wen nicht? Nicht sinnvoll ist Carsharing für alle, die regelmäßig zur Arbeit fahren und das Auto dort ungenutzt stehen lassen. Fahrgemeinschaften mit Kollegen sind da viel besser. Auch für sportliche Fahrer ist Carsharing nicht gedacht, da der Fahrstil auf Kosten der anderen Nutzer geht.
Wie funktioniert Carsharing ganz allgemein? Normalerweise über die Mitgliedschaft in einem Carsharing-Verein. Bei professionellen Anbietern erhält man ein Zugangsmedium für alle Fahrzeuge (Tresorschlüssel oder elektronische Karte), bei einer Nachbarschaftsinitiative ist es eher nur ein Autoschlüssel. Gebucht wird telefonisch, per App oder im Internet – Nachbarn in einem größeren Wohngebäude können auch ein schwarzes Brett benutzen. Im Nutzerhandbuch wird jede Fahrt eingetragen.
Und die Versicherung? Carsharing-Autos sind vollkaskoversichert. Gerade Privatinitiativen brauchen eine Police ohne Tarifheraufstufung nach einem Unfall, weil die Mehrkosten sonst nicht vorherzusagen wären. Außerdem sollte eine Selbstbeteiligung im Schadensfall vereinbart sein. Der Halter muss mit seiner Versicherung klären, ob sie nachbarschaftliches Carsharing abdeckt, und eventuell eine Zusatzversicherung abschließen.
Kann ich mir ein Auskommen sichern, indem ich mein Auto teile? Nein. Wer Carsharing als Lebensunterhalt einrichten möchte, braucht genug Kunden für den Betrieb von mindestens 10 bis 20 Fahrzeugen.
Wo erhalte ich Hilfe? Wer ein eigenständiges Angebot einrichten möchte, kann sich beim Bundesverband CarSharing bcs beraten lassen. Der Verband sucht eine der Situation angepasste Lösung.
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