Brauchen Pendler Geld?
Die AZ-Redakteure Andreas Jalsovec und Volker ter Haseborg über das Pro und Contra der Pendlerpauschale.
PRO: Ich geb’s lieber gleich zu: Ich bin Pendler. Gut 60 Kilometer einfach am Tag von Augsburg nach München. Da kommt eine hübsche Erstattungssumme zusammen. Und es würde mir sowieso keiner abnehmen, wenn ich gegen die volle Pendlerpauschale wäre. Also bin ich dafür.
Aber ganz ehrlich: nicht nur des eigenen Vorteils wegen. Denn wen trifft der Wegfall der Pauschale am härtesten? Vor allem jene, die nicht allzu viel verdienen und relativ weit weg vom Arbeitsplatz wohnen. Die Sekretärin also, die Einzelhandelsverkäuferin, den Bürokaufmann, die alle in der Stadt arbeiten, weil es zuhause keinen Job gibt.
Fällt die Pauschale weg, werden sie im Extremfall arbeitslos. Der Staat muss dann für sie viel mehr zahlen, als wenn er ihr Pendeln subventioniert. Was ist also besser: Allen etwas fürs Pendeln geben und ihnen so freie Jobwahl ermöglichen? Oder die Pauschale abschaffen und damit vielen die Jobchance rauben? Für mich ist klar: Die Pauschale muss bleiben.
CONTRA: Lieber Herr Steinbrück, ich hätte gerne einen Steuer- Zuschuss für meine teure Wohnung in Schwabing! Diese Forderung klingt wie eine Beleidigung.
Dennoch dreht sie die Idee der Pendlerpauschale um – und zeigt, wie absurd die Pauschale ist. Mitte des letzten Jahrhundertswollte der Gesetzgeber den Menschen vom Land das Arbeiten in der Stadt ermöglichen.
Die Folge: Viele Städter zogen in den Speckgürtel und ließen sich das mit Pendler- Zuschlag belohnen. Die Zeiten haben sich geändert: Während Unions-Politiker besorgt über den Klimawandel reden, jubeln sie andererseits darüber, dass Menschen mit der alten Pendler-Regel dazu angehalten werden, mit ihren Autos die Umwelt zu belasten.
Dabei sollten sie vom Grundgedanken her eher solche unterstützen, die in die Nähe ihrer Jobs ziehen. Sollen Münchner, die unter hohen Mieten leiden, mit ihren Steuern Häuschen im Grünen mitfinanzieren? Die gerechteste Lösung wäre, die Pendlerpauschale abzuschaffen.