Börsenhändler verspielt fünf Milliarden Euro

Der Skandal stellt den Betrug bei der Barings-Bank vor 13 Jahren weit in den Schatten: Ein Broker der französischen Société Générale hat der Bank mit Scheingeschäften einen Milliarden-Schaden zugefügt.
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Die Hauptverwaltung von Société Générale
dpa Die Hauptverwaltung von Société Générale

Der Skandal stellt den Betrug bei der Barings-Bank vor 13 Jahren weit in den Schatten: Ein Broker der französischen Société Générale hat der Bank mit Scheingeschäften einen Milliarden-Schaden zugefügt.

Ein Betrugsfall riesigen Ausmaßes erschüttert Frankreichs zweitgrößte Bank Sociéte Générale. Einer ihrer Börsenhändler habe Scheingeschäfte zu seinen Gunsten gemacht, teilte die Bank am Donnerstag in Paris mit. Der Gesamtschaden: 4,9 Milliarden Euro.

Der Betrug - "außergewöhnlich in Größe und Art" - sei erst am Wochenende des 19. und 20. Januar entdeckt worden, hieß es. Der Broker habe seine Kompetenzen massiv überschritten, bei Termingeschäften alle internen Kontrollmechanismen umgangen und sein Handeln durch komplizierte fiktive Transaktionen verschleiert.
Der Händler habe seine Schuld eingeräumt und werde entlassen. Auch seine direkten Vorgesetzten müssten gehen. Ein Rücktrittsgesuch von Institutschef Daniel Bouton sei dagegen vom Vorstand abgelehnt worden. Der Betrug stellt den Skandal um den Broker Nick Leeson, der die britische Bank Barings 1995 in den Ruin trieb, bei weitem in den Schatten. Leeson hatte bei Termingeschäften an asiatischen Märkten 860 Millionen Pfund verzockt.

Mit neuem Kapital die Löcher stopfen

Der Betrugsfall sowie Abschreibungen wegen der US-Hypothekenkrise von 2,05 Milliarden Euro bringen die Bank fast um den gesamten Jahresgewinn 2007. Dieser belaufe sich vor Steuern auf 600 bis 800 Millionen Euro, teilte Société Générale weiter mit. Im Vorjahr waren es noch 5,22 Milliarden Euro gewesen. Das Investmentbanking werde mit 2,3 Milliarden Euro in die roten Zahlen rutschen. Mit neuem Kapital will die Bank nun die Löcher in der Bilanz stopfen. Die Aktien des Instituts waren am Donnerstag zunächst vom Handel ausgesetzt. Spekulationen über eine anstehende Milliardenabschreibung bei der Société Générale hatten den Kurs am Mittwoch um zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent abstürzen lassen.

Eine Kapitalerhöhung soll Geld bringen

Um die Kapitaldecke zu stärken, will die Großbank über eine Kapitalerhöhung 5,5 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln. Die beiden US-Banken JPMorgan und Morgan Stanley hätten die Kapitalerhöhung bereits komplett gezeichnet. Die Dividende für 2007 soll den Belastungen nicht zum Opfer fallen: Der Verwaltungsrat werde vorschlagen, eine Dividende im Rahmen der Ausschüttungspolitik von 45 Prozent zu zahlen. Auf die Ankündigung von Société Générale reagierte Wettbewerber BNP Paribas mit einer Beruhigung des Marktes. Man sehe keine außerordentlichen Verluste oder Belastungen, die eine Warnung des Marktes rechtfertigten. Wegen der Turbulenzen will das Institut aber bereits in der kommenden Woche vorläufige Zahlen bekanntgeben. Die Aktie legte daraufhin am Morgen um rund sechs Prozent zu. (nz/dpa)

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