Börsen-Talfahrt: Nikkei bricht dramatisch ein

Der japanische Leitindex ist vom Dow Jones abwärts gerissen worden: Er verlor am Morgen mehr als zehn Prozent. Auch für den Handelstag in Frankfurt befürchten Experten einen panischen Ausverkauf und stark fallende Kurse.
Der heftige Kurseinbruch an der Wall Street reißt auch die Börsen in Fernost in den Abwärtsstrudel. An der Tokioter Börse verlor der Leitindex Nikkei im Handelsverlauf teilweise 11,4 Prozent. Der Dow-Jones-Index war am Donnerstag im New Yorker Handel um 679 Punkte oder 7,3 Prozent eingebrochen und notiert erstmals seit fünf Jahren unter der Marke von 9.000 Zählern. «Wir sehen eine Kernschmelze an den Börsen der Welt, ausgelöst durch die wachsenden Angst vor einer weltweiten Rezession», sagt Kazuhiro Takahashi vom Versicherer Daiwa Securities SMBC. Die japanische Zentralbank griff erneut ein, um für Stabilität am Geldmarkt zu sorgen. Die Bank of Japan pumpte erneut mehr als 25 Milliarden Euro in den Markt. Unterdessen ist mit der Lebensversicherungsgesellschaft Yamato Life Insurance erstmals ein Finanzinstitut als direkte Folge der US-Hypothekenkrise untergegangen.
Auch an der südkoreanischen Börse ging es steil bergab. Der Leitindex Kospi verlor am Freitagmorgen im Handelsverlauf teilweise über neun Prozent, erholte sich aber wieder etwas. Die Börse in Hongkong sackte ebenfalls ab. Der Hang-Seng-Index fiel im frühen Handel um 1.211 Punkte oder 7,6 Prozent auf 14.731 Zähler.
Die indonesische Börse in Jakarta blieb entgegen ursprünglicher Planung auch am Freitag geschlossen, um «noch größere Panik zu verhindern», wie der Börsenvorstand erklärte. Der Handel war am Mittwoch ausgesetzt worden und wird vorerst für unbestimmte Zeit eingestellt. Der indonesische Leitindex JSX war in dieser Woche um 21 Prozent gefallen. Mit einem Gesamtverlust um 47 Prozent in diesem Jahr steht er in ganz Asien mit am schlechtesten da.
Der deutsche Aktienmarkt dürfte nach erdrutschartigen Verlusten an den Weltbörsen am Freitag zur Eröffnung seine Abwärtsdynamik massiv verstärken. Finspreads taxierte den Dax am Morgen um 6,79 Prozent schwächer bei 4555 Punkten. «Wer jetzt noch Positionen besitzt, dürfte mit diesen Vorgaben in Panik verfallen und zu jedem Kurs versuchen, aus dem Markt zu kommen», sagte ein Börsianer. US-Präsident George W. Bush will wegen der Finanzkrise und der Börseneinbrüche am Freitag erneut im Rosengarten des Weißen Hauses eine Ansprache halten. Wie die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, am Donnerstag sagte, will Bush versichern, «dass alle Anstrengungen unternommen werden, die Märkte zu stabilisieren». Es sei seit dem 15. September das 18. oder 19. Mal, dass Bush eine mündliche oder schriftliche Stellungnahme zur aktuellen Finanzkrise abgebe, berichtete der Nachrichtensender CNN.
Der Direktor des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss- Kahn sieht die Weltwirtschaft durch die massive Finanzkrise am Rande der Rezession, erwartet aber für nächstes Jahr Licht am Ende des Tunnels. «Der Beginn der Erholung kommt Ende 2009», sagte er am Donnerstag vor der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. Als vorrangigstes Ziel nannte Strauss-Kahn, das Vertrauen in die weltweiten Finanzmärkte wiederherzustellen. Zudem rief er zu einer umfassenden Reform des Finanzsektors auf. Strauss-Kahn verlangte eine noch bessere internationale Zusammenarbeit, um der Krise Herr zu werden. (AP/dpa)