Börsen-Panik: "Nicht ins fallende Messer greifen"

Seit Jahren eilte der deutsche Aktienindex von Rekord zu Rekord. Doch jetzt scheint die Party vorbei zu sein. Für Experten nicht unbedingt überraschend.
MÜNCHEN Er war der Liebling der Anleger weltweit in den vergangenen fünf Jahren: Seit 2002 eilte der deutsche Aktienindex von Rekord zu Rekord. Alleine im vergangenen Jahr verzeichnete der Index ein Plus von mehr als 20 Prozent. Doch jetzt scheint die Party vorbei zu sein.
Für Experten nicht unbedingt überraschend: "?Die Märkte, die besonders gut gelaufen sind, korrigieren in Krisen besonders stark"?, sagt der Münchner Vermögensberater Burkhard Wagner. Er glaubt: "Die Krise wird die Anleger auch in den kommenden Tagen in Atem halten. ?Das wird die Märkte nochmal kräftig durchschütteln?", so Wagner.
Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Stürzen die Börsen noch weiter ab?
In den nächsten Tagen ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Kursverluste relativ hoch. Denn die Angst vor einem Absturz der Konjunktur in den USA wird fürs erste bleiben. Ob es weiter nach unten geht, hängt aber vor allem von der Entwicklung in den Vereinigten Staaten ab. "?Deutet die US-Notenbank eine weitere Zinssenkung an, dann könnte das den Börsen auch schnell wieder Auftrieb geben?", sagt Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg.
Dennoch sehen viele Experten die weitere Entwicklung skeptisch. ?"Die Risiken sind derzeit deutlich höher als die Chancen?", meint etwa Aktienhändler Dirk Müller. Er sieht den Dax am Ende des Jahres eher unter dem heutigen Indexstand.
Sollten Anleger jetzt ihre Aktien verkaufen?
"Das hängt von ihrem Zeithorizont ab. ?Wer langfristig denkt, der muss seine Papiere jetzt nicht großflächig abstoßen"?, sagt Burkhard Wagner. Der Anlageberater rechnet damit, dass es in einigen Tagen wieder zu einer Gegenbewegung kommen wird. ?"Anleger mit einem hohen Aktienanteil im Depot sollten diesen Zeitpunkt nutzen", um zu verkaufen?, rät Wagner.
Wovon Experten derzeit auf jeden Fall abraten, ist ein Aktienkauf. "?Es gibt an der Börse den Spruch vom fallenden Messer, in das man nicht greifen sollte?", sagt Aktienstratege Schallenberger. ?Daran sollte man sich im Moment am besten halten.?
Was sind die Alternativen?
Bis sich die Märkte wieder beruhigt haben, rät Vermögensberater Wagner dazu, das Geld zu parken. ?Im Moment bieten sich da am besten Festgeldkonten an.? Der Anlageexperte meint sogar: "Auf diese Weise könne man darauf spekulieren, dass der Dax noch weiter fällt. Wagner rechnet damit, dass bei 6000 bis 6500 Punkten das Tief erreicht ist. ?Das wäre dann ein geeigneter Einstiegszeitpunkt ?- allerdings nur für ganz Mutige.?