BMW: Sparen an allen Ecken und Enden

Mit tausenden Einzelmaßnahmen hat BMW die Kosten für den Bau des neuen 5ers deutlich gedrückt. Das Modell soll dem Autobauer zu mehr Umsatz verhelfen - und einer höheren Rendite
von  Abendzeitung
Der neue BMW 5er
Der neue BMW 5er © BMW

LISSABON - Mit tausenden Einzelmaßnahmen hat BMW die Kosten für den Bau des neuen 5ers deutlich gedrückt. Das Modell soll dem Autobauer zu mehr Umsatz verhelfen - und einer höheren Rendite

Kosten senken kann so einfach sein – zumindest für BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Am Abend nach einer Präsentation des neuen 5er in Lissabon hält der 54-Jährige ein Weinglas in der Hand, rechnet laut nach. Was das Glas wohl wert sei – ein Euro? Höchstens auf den ersten Blick, sagt er. Seine Leute, die er in die Einkaufsabteilungen des Unternehmens, zu den Zulieferern schickt, würden sofort analysieren: 20 Cent Material-, 15 Cent Herstellungskosten – 35 Cent ist das Glas wert, nicht mehr.

Schön ist’s, nach all den Horrorbotschaften der letzten Monate endlich wieder messbare Erfolge verkünden zu können. Eichiner erlebt diesen Luxus zurzeit, und er genießt ihn. Die Krise hat BMW erwischt, aber nur abgewatscht. Mit eisernem Besen hat Eichiner im Unternehmen ausgekehrt, dafür gesorgt, dass es das Unternehmen 2009 doch noch in die schwarzen Zahlen geschafft hat - und seinen Einfluss im Konzern gemehrt.

Der 54-jährige gebürtige Eichstätter präsentiert respektable Erfolge: „Unsere Fixkosten“, sagt er, „sind auf dem Niveau von 2005“. Und: „Die Herstellungskosten beim neuen 5er sind um 15 Prozent niedriger als beim Vorgängermodell.“ Wie das geht? Der größte Spareffekt dürfte dem Abbau von 10000 Arbeitsplätzen geschuldet sein, aber Stellenabbau ist nicht alles. 70 Prozent der Wertschöpfung bei BMW leisten die Zulieferer – da ist unschwer zu erraten, wo BMW die meisten Einsparungen realisiert, auch wenn Eichiner versichert: Natürlich brauche der Zulieferer auch seine Marge.

Aber wie hoch die Marge ist und wie viel Schlamperei im Kostenmanagement sich die Zulieferer leisten dürfen, bestimmt der Konzern. Dabei helfen nüchterne Rechnungen wie mit dem Weinglas. „20000 Maßnahmen“, freut sich Eichiner, „haben wir im Einkauf in den letzten eineinhalb Jahren durchgeführt“. 20000 Mal den Wertansatz eines Teils dramatisch reduziert – da kommt was zusammen.

Gleichzeitig hat BMW beim neuen 5er, der jetzt in den Handel kommt, mit alten Gepflogenheiten gebrochen. Das Auto, sagt Eichiner, „ist das erste große Serienmodell, das konsequent nach der Baukasten-Strategie entwickelt wurde“. Das bedeutet: Beim Design achtet BMW zwar noch penibel auf die Abgrenzung zwischen sportlichem 5er und gesetzterem 7er. Dennoch aber sind viele Bauteile mit denen im 7er identisch. Das spart bei Entwicklung und Einkauf. Ob BMW von einem Teil pro Jahr nur 60000 Stück für den 7er bestellt, oder gleich noch 250000 für den 5er mit, schlägt sich eben sofort in den Kosten nieder.

So gesehen hat BMW gute Chancen auf ein leidlich ertragreiches Jahr 2010. Die Absatzzahlen von früher werden zwar nicht so schnell wiederkommen – 2007 waren es noch 1,5 Millionen Pkw, 2009 nur noch 1,286 Millionen. Aber die neuesten Modelle lassen hoffen: Der X1 und der 5er GT, seit Ende 2009 auf dem Markt, laufen prima, heißt es, und die bisherige Resonanz auf den neuen 5er mache auch Mut. Ende des Jahres wollen die Münchner deutlich mehr als 1,3 Millionen Autos verkauft haben – und Eichiner wird dafür sorgen, dass dabei die Rendite nicht zu kurz kommt. Susanne Stephan

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