BMW: Kampf gegen Aids mit dem Wunderheiler
Weil das staatliche Gesundheitssystem Südafrikas überfordert ist, versucht der Konzern, seine Beschäftigten zu HIV-Tests zu bewegen. Das größte Hindernis ist die Unwissenheit
ROSSLYN „Aids ist ein Problem für Südafrika, okay. Wahrscheinlich ist die Krankheit auch ein Problem für BMW. Aber für mich? Eher nicht.“ Wenn Nathalie Mayet mit Werkern spricht, muss sie alle Überzeugungskunst aufbringen. Mayet ist Betriebsärztin bei BMW in Südafrika. Dort sammelt der Autobauer zurzeit seine Kräfte gegen HIV und für eine bessere Bildung.
Ein Jahr nach der Fußball WM kämpft das Land immer noch um annehmbare Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Je nach Landstrich sind bis zu ein Drittel der Einwohner HIV-infiziert, das öffentliche Schulsystem überfordert. BMW arbeitet darauf hin, die Ansteckungsrate in der Belegschaft (rund acht Prozent) zu senken – aus Eigeninteresse, denn Fachkräfte sind rar.
Das größte Hindernis sind Unwissenheit und Angst. „Man redet zuhause nicht so gerne darüber“, sagt Aubreg Phenya, der seit 23 Jahren bei BMW in Rosslyn arbeitet. „Es ist eine Art Tabu“, sagt auch Kollege Amadeo Morana. Aber ständig sterben Menschen an Aids, jede Woche schließen Friedhöfe wegen Überfüllung, berichtet Mayet. „Wenn wir jemanden sehen, dem es schlecht geht, fragen wir uns schon, warum“, sagt Phenya. „Ist es Krebs? Oder Tuberkulose? Oder ... etwas anderes?“
BMW versucht, das Schweigen zu brechen. „In unseren Umkleideräumen hängen überall Automaten mit Kondomen“, sagt Morana. Nathalie Mayet versucht, möglichst alle Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen zu einem HIV-Test zu überreden.
An die Vernunft zu appellieren, reicht dabei aber nicht. Viele Menschen in Südafrika glauben, besser als Artzney helfe es einem HIV-infizierten Mann, mit einer Jungfrau zu schlafen – das reinige den Körper. An der Autorität spiritueller Respektspersonen kommt auch BMW nicht vorbei. „Wir arbeiten jetzt auch mit traditionellen Heilern und religiösen Führern zusammen“, sagt Nathalie Mayet. „dann richten die wenigstens keinen Schaden an.“ Und sie erzählt Erfolgsgeschichten, die der Belegschaft die Angst vor dem HIV-Test nehmen sollen: Von dem Werker beispielsweise, der schon zu schwach war, um in die Fabrik zu kommen, weil er zunächst die Diagnose scheute. „Wir haben seine Therapie mit anderen Ärzten koordiniert und ihn mit Übungen in unserem Fitnesszentrum aufgebaut“, sagt Mayet. „Heute arbeitet er wieder.“ sun