BMW geht voran: Gleiches Lohnplus für alle
MÜNCHEN - Ein strittiges Thema: Wieviel dürfen Manager verdienen? Als erster Dax-Konzern koppelt der Autobauer BMW die Chefgehälter an die Arbeiterlöhne. Andere Firmen könnten folgen, meint ein Experte.
Es ist eines der heißesten Streitthemen in der Wirtschaft: Wieviel Geld dürfen Manager verdienen? Und vor allem: Wieviel mal mehr als ein normaler Arbeiter oder Angestellter ist vertretbar?
Der Autobauer BMW bringt jetzt Bewegung in die Debatte. Als erster deutscher Großkonzern koppeln die Münchner das Gehalt ihres Spitzenpersonals an die Entwicklung der Löhne am Band.
Künftig sollen sich die erfolgsabhängigen Bestandteile der Bezahlung „vom Tarifmitarbeiter bis zum Top-Manager im Gleichklang entwickeln“, so BMW-Personalvorstand Harald Krüger zur „Frankfurter Allgemeinen Sontagszeitung“.
Das heißt: Die Spitzengehälter bei BMW sollen Jahr für Jahr nicht stärker steigen als das Einkommen eines Bandarbeiters. „Damit stellen wir sicher, dass sich die Schere im Konzern nicht weiter öffnet“, erläutert Krüger.
Genau das ist in den letzten Jahren geschehen – nicht nur bei BMW. „Vor 30 Jahren verdiente ein Konzernchef maximal das 30-fache normaler Beschäftigter“, so Ulf Posé zur AZ, Chef des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft.
Heute bewegen sich Manager in anderen Dimensionen. Siemens-Chef Peter Löscher strich 2008 fast 10 Millionen Euro ein. Auf den Monat gerechnet ist das 274 mal mehr als ein Elektrotechniker im Großkonzern bekommt. Linde-Chef Wolfgang Reitzle kassierte das 291-fache eines Chemiearbeiters. Da nimmt sich Deutsche Bank Chef Josef Ackermann mit dem 60-fachen eines Bankkaufmanns noch bescheiden aus. Allerdings ist Ackermanns Gehalt wegen der Finanzkrise arg geschrumpft. Im Jahr zuvor lag er noch beim 400-fachen eines Bankangestellten.
„Die Manager können nur schwer rechtfertigen, warum die Abstände so groß geworden sind“, sagt Posé. Zwar gibt es seit Sommer ein Gesetz „zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“. Darin steht, dass Managergehälter künftig stärker an den langfristigen Unternehmenserfolg gekoppelt werden sollen. Was das jedoch heißt, ist offen.
Mit der Koppelung an die Arbeiterlöhne bei BMW wird es erstmals konkret. „Ein richtiger Schritt“, meint Posé. „Er macht deutlich: Am Firmenerfolg sind alle gleichermaßen beteiligt.“ Der Ethik-Experte rechnet damit, dass andere Konzerne nachziehen: „Immer mehr Firmen denken über die soziale Akzeptanz ihrer Managergehälter nach. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben.“ A. Jalsovec
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