Blamable Bank-Beratung

BERLIN - In Fragen der Geldanlage sollte man sich nicht auf seine Bank verlassen. Ein Test zur Qualität der Beratung zeigt: Die Banken drehen den Kunden weiterhin denselben Ramsch an wie vor der Krise
Wer sich bei der Geldanlage auf seinen Bankberater verlässt – der ist verlassen. Die Bankberatung in Deutschland ist „so schlecht wie ihr Ruf“, hat die Stiftung Warentest jetzt festgestellt. Die Verbraucherschützer nahmen die Beratungsqualität von 21 deutschen Geldinstituten unter die Lupe. Drastisches Urteil: „Es ist eine Blamage“, meint Stephan Kühnlenz, Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen bei Warentest. „Die Banken haben aus der Finanzkrise kaum etwas gelernt.“ Die wichtigsten Ergebnisse.
Der Test. Bei jeder Bank ließen sich die Tester in sieben Filialien beraten, also insgesamt fast 150 Mal. Ihr Anliegen: 30000 Euro auf fünf Jahre mit einer Rendite von vier Prozent anzulegen. Der Haken dabei: Zum Zeitpunkt des Tests gab es für sichere Anlagen keine vier Prozent Rendite. Die Bankberater hätten die Kunden also darauf hinweisen müssen, dass es die Wahl gibt: „entweder weniger Rendite mit gewünschter Sicherheit oder die gewünschte Rendite – aber mit weniger Sicherheit“, so Experte Kühnlenz.
Das Ergebnis. Nur bei vier Banken wiesen die Berater ihre Kunden auf den Konflikt zwischen Rendite und Sicherheit hin. Ein Drittel der Banken schnitt in diesem Punkt mangelhaft ab. „Daran sieht man, dass die Bankberater vor allem was verkaufen wollen“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Sie haben Angst, den Kunden zu verlieren, wenn sie eine renditeschwache Anlage empfehlen.“ Insgesamt fiel der Test verheerend aus: Keine einzige Bank war „Gut“. Am besten war die Commerzbank – mit einem schlechten „befriedigend“.
Die Fehler. Die wenigsten Berater interessierte, was die Kunden wirklich wollten. Sie stellten nicht einmal „elementare“ Fragen, kritisieren die Warentester. Und: Kaum einer empfahl die gewünschte sichere Anlage. „Die meisten verkaufen immer noch denselben Ramsch wie vor der Krise“, sagt Experte Kühnlenz. So bekamen die Tester vom Aktien- über den Rohstofffonds bis hin zum reinen Goldkonto alle Arten riskanter Anlagen angeboten. Als „frech“ empfanden die Tester den Versuch der Sparda-Banken, eine Rentenversicherung zu verkaufen. Die koste den Kunden in den ersten fünf Jahren vor allem viel. Der Bank gehe es da nur „ums schnelle Geld“.
Die Forderungen. Die Banken müssten den Beratern standardisierte Vorgaben machen, was im Gespräch abzufragen sei, meint Stephan Kühnlenz: „Also etwa Fragen zu Einkommen und Vermögen, zum Ziel und zum Risikograd der Anlage.“ Bundesverbraucherschutzministerin Bärbel Aigner forderte einen „Beipackzettel“ für Geldanlagen, auf dem Chancen und Risiken stehen. Sie will die Verbraucher stärker vor Folgeschäden schützen: „Die Haftung für Finanzprodukte muss verschärft werden.“
aja