Bizarr aber wahr

Kein Blitz aus heiterem Himmel - AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Entscheidung von GM, Opel doch zu behalten.
von  Abendzeitung

Kein Blitz aus heiterem Himmel - AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Entscheidung von GM, Opel doch zu behalten.

War das ein schwarzer Tag für den deutschen Autostandort? Vielleicht. Für die Autoarbeiter? Bestimmt. Aber ganz sicher war es einer für die Politik.

Die Entscheidung der GM-Konzernspitze folgt einer kalten Logik, und es zeigt sich, dass mit Staatsgeld gerettete Unternehmen nicht deswegen menschlich wärmer oder arbeitnehmerfreundlicher werden, weil sie einmal vorm Abgrund standen.

Die Entscheidung, die Politiker von Regierung und Opposition jetzt aufjaulen lässt, kommt nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel. Schon im August gab es erste Berichte, dass GM eventuell seine europäische Tochter doch noch behalten will. Warum auch? Warum sollte man sich Konkurrenz machen? Warum sollte man auf Patente verzichten, die das Unternehmen überhaupt erst zukunftsfähig machen? Damals allerdings war die Konzernmutter gerade der Insolvenz entronnen, was die Pläne nicht realistischer erscheinen ließ.

Vor allem aber war es die Hochzeit der Krisenrunden, als sich Politiker der großen Koalition als Macher und als Retter im Wahlkampf präsentieren wollten – und sich dabei grandios überschätzten. Die alte und die neue Kanzlerin ging dabei mit ihren Ministern in eine Falle. Zwar erlaubte die EU Staatshilfen, nicht aber an nur einen Bieter. GM wird also auch Staatsgeld haben wollen – und bekommen.

Es droht eine Situation, in der der Steuerzahler bürgen muss für ein Unternehmen, das einen Teil eben jener Steuerzahler aus ihrem Job rationalisieren wird. Bizarr, aber wahr.

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