Bitter und nötig

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Rente mit 67.
Ja, die Rente mit 67 ist zutiefst unbeliebt. Klar, wer will schon länger arbeiten? Aber leider ist sie tatsächlich notwendig – und das kleinste der Übel. Es ist schlicht so: Es gibt immer weniger Kinder, es gibt immer mehr Ältere, die eben immer länger leben. Für diese Rechnung gibt es drei Lösungsmöglichkeiten. Erstens: die Renten direkt kürzen. Zweitens: Beiträge rauf – also den Jüngeren die Nettogehälter kürzen. Drittens eben länger arbeiten.
Diese dritte Variante, also die Rente mit 67, ist natürlich, wie viele Kritiker sagen, im Ergebnis auch erst mal für viele eine Rentenkürzung – weil sie eben nicht so lange im Job bleiben können und dann Abschläge haben. Aber wenigstens nicht automatisch. Und wenigstens mit der Aussicht, dass sich die Arbeitswelt so wandelt, dass es mehr Chancen für Ältere gibt.
In der Tat: Immer mehr Firmen kapieren, auch unter dem Druck des Fachkräftemangels, wie wichtig die Arbeitskraft, die Erfahrung, die Übersicht der über 50-Jährigen ist. Allerdings immer noch zu wenige. Unter denen, die schon heute nicht bis 65 arbeiten, gibt es ja zwei Gruppen: diejenigen, die nicht mehr können, weil sie körperlich am Ende sind. Und diejenigen, die nicht mehr dürfen, weil die Chefs sie durch jüngere, schnellere, vermeintlich leistungsstärkere ersetzt haben. War ja immer so einfach. Für beide Gruppen braucht und gibt es Lösungen, wenn man sie denn wirklich will. Das allerdings erfordert ein Umdenken – auf allen Seiten.