Biosprit: Gabriel zieht Notbremse

Bis 2010 will der Bundesumweltminister Sigmar Gabriel mit einer neuen Verordnung den Anteil von Biosprit im Benzin und im Diesel verdoppeln. Doch jetzt muss er seine Pläne wohl auf Eis legen.
von  Abendzeitung
Biosprit-Anlage: Hier wird aus Getreide Kraftstoff gemacht. Beim Anbau der Energie-Pflanzen stößt Deutschland aber bereits an Grenzen.
Biosprit-Anlage: Hier wird aus Getreide Kraftstoff gemacht. Beim Anbau der Energie-Pflanzen stößt Deutschland aber bereits an Grenzen. © dpa

BERLIN/MÜNCHEN - Bis 2010 will der Bundesumweltminister Sigmar Gabriel mit einer neuen Verordnung den Anteil von Biosprit im Benzin und im Diesel verdoppeln. Doch jetzt muss er seine Pläne wohl auf Eis legen.

Eigentlich ist es ein löblicher Vorsatz, den Sigmar Gabriel da hat: Bis 2010 will der Bundesumweltminister mit einer neuen Verordnung den Anteil von Biosprit im Benzin und im Diesel verdoppeln. Das soll den Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) durchs Autofahren verringern. Doch jetzt muss Gabriel seine Pläne wohl auf Eis legen. Grund: Zuviele Fahrzeuge vertragen die höhere Menge an Agrarsprit im Kraftstoff nicht.

Dabei geht es vor allem um das so genannte E-10. Das ist Benzin, zu dem künftig zehn Prozent Bio-Ethanol beigemischt werden soll. Problem dabei: „Vor allem ältere Fahrzeuge haben für eine solche Mischung keine Freigabe vom Hersteller“, sagt Maximilian Maurer vom ADAC. Hintergrund: Das Ethanol kann Leitungen und Dichtungen angreifen (siehe Info). Betroffen davon sind nach Angaben des Autoclubs mehr als drei Millionen Fahrzeuge – vor allem ausländischer Hersteller.

Von weniger ausgegangen

Gabriel war bislang von deutlich weniger ausgegangen. So spricht der Automobilverband von 375000 Fahrzeugen – meint damit aber nur jene Autos, die von deutschen Herstellern stammen. Insgesamt, so hieß es gestern aus der Branche, liege die Zahl jedoch mindestens bei einer Million. Das aber ist die Grenze, ab der Gabriel die Verordnung nicht in Kraft setzen will.

Weh tun würde das – neben den Biosprit-Produzenten – wohl vor allem den deutschen Autoherstellern. „Sie hoffen darauf, mit Hilfe des Biosprits die künftig vorgeschriebenen CO2-Ziele leichter zu erreichen“, meint Björn Jettka von Greenpeace Deutschland. Bei Herstellung und Verbrennung von Biosprit fällt unterm Strich 30 Prozent weniger CO2 an als bei Benzin.

Biosprit müsste importiert

Ohnehin sind Umweltschutzorganisationen auf die Beimischung von Biosprit nicht gut zu sprechen. Denn der Anbau von Agrar-Rohstoffen zur Energiegewinnung stößt in Deutschland an Grenzen. Zusätzlicher Biosprit müsste daher importiert werden. In Ländern wie Argentinien oder Brasilien fallen dem Anbau der Energiepflanzen aber oft große Teile des Urwalds zum Opfer. „Bei der Rodung werden enorme Mengen Kohlendioxid freigesetzt“, so Greenpeace-Sprecher Jettka. Unterm Strich sei die CO2-Bilanz daher negativ. Sinnvoller als eine Kraftstoff-Mischung sei es, Sprit zu sparen.

Beim ADAC hält man dagegen mehr Biosprit durchaus für sinnvoll. Grund: Rohöl werde immer teurer, meint Maximilian Maurer. „Man sollte mit der stärkeren Beimischung aber warten, bis die meisten Autos dafür freigegeben sind.“ aja

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