Bildungsbumerang

Der beklagte Ingenieurs-Mangel in Bayern ist ein Luxusproblem: Politikredakteurin Annette Zoch über den aktuellen "Bildungsmonitor".
von  Abendzeitung

Der beklagte Ingenieurs-Mangel in Bayern ist ein Luxusproblem: Politikredakteurin Annette Zoch über den aktuellen "Bildungsmonitor".

Ein Dämpfer für den Musterknaben: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat Bayern bei der Ingenieurs-Ausbildung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Ausgerechnet Bayern, dem selbsterklärten High-Tech-Staat. Die Begründung: Es fehlen zu viele Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern, die das Interesse für technische Berufe wecken könnten.

Hier zeigt sich also mal wieder der einst noch von Stoiber selbst geschnitzte bildungspolitische Bumerang: Man kann halt nicht einerseits Spitzenkräfte einfordern, damit man in Wahlkampfzeiten stolz durch die blankpolierten Hallen bayerischer Hightech-Firmen schreiten kann und gleichzeitig am Zukunfts-Rohstoff für erfolgreiche Unternehmen sparen, den Schülern nämlich. Die plagen sich immer noch mit den Mängeln des G8 herum.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Studie im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative neue soziale Marktwirtschaft ein Luxusproblem beklagt. Geht’s in unserem Bildungssystem wirklich nur um die Effizienzsteigerung der bayerischen Wirtschaft? Was ist zum Beispiel mit der großen Masse der perspektivlosen Hauptschüler, die keinen Ausbildungsplatz finden? Was ist mit der Vielzahl der Migrantenkinder, die die Schule ohne Abschluss verlassen? Und bevor man darüber redet, wie Bayerns Schüler tolle Ingenieure werden – sollte man da nicht mal dafür sorgen, dass sie in der Schule auch ein anständiges Mittagessen bekommen? Die CSU hat das Thema Schule jahrelang verschlafen und verdrängt. Und jetzt kommt sie mit dem Nacharbeiten nicht mehr hinterher.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.