Beschäftigte mit unbezahlten Überstunden
Extraschichten ohne Bezahlung: Viele arbeiten ohne Bezahlung zusätzlich. Eine Studie zeigt, wie Arbeitnehmer in Deutschland ihre Situation sehen.
Berlin - Immer mehr Arbeit, immer weniger Zeit und nicht genug Geld. Der am Dienstag vorgestellte DGB-Index „Gute Arbeit“ zeigt: Viele deutsche Arbeitnehmer fühlen sich zuweilen überfordert und nicht gerecht entlohnt.
Trotz Entspannung und immer wieder guter Nachrichten vom Arbeitsmarkt: Viele Beschäftigte in Deutschland sehen ihre Situation oft weniger rosig, sie klagen, dass der Druck noch zugenommen hat. Elf Kriterien hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) von 5800 Arbeitnehmern aus den verschiedensten Branchen und Gehaltsgruppen deutschlandweit abgefragt: Am schlechtesten bewerteten die Teilnehmer ihr Einkommen, dann die Arbeitsintensität. Zufrieden zeigten sich die Arbeitnehmer bei dem Sinn der Arbeit (80 Punkte), sie identifizieren sich damit.
Doch das gleicht andere Defizite nicht aus: In der Gesamtbewertung beurteilen die deutschen Arbeitnehmer die Bedingungen, wie sie ihren Job machen können, mit 61 von 100 möglichen Punkten – die Qualität der Arbeitsbedingungen liegt damit im unteren Mittelfeld. „Die Tatsache, dass der DGB-Index 2013 auf dem schlechten Niveau der Vorjahre stagniert, zeigt, dass die Entspannung am Arbeitsmarkt nicht automatisch zu besseren Arbeitsbedingungen führt“, so Verdi-Chef Frank Bsirske.
17 Prozent leisten oft unbezahlte Überstunden
Die Belastungen am Arbeitsplatz haben der Studie zufolge auch im vergangenen Jahr weiter zugenommen. 61 Prozent klagen, dass sie im Vergleich zum Vorjahr mehr arbeiten müssen – in der gleichen Zeit. 56 Prozent fühlen sich bei der Arbeit oft gehetzt. Und auch die folgenden Zahlen sind angesichts der aktuellen Rentendiskussion alarmierend: 45 Prozent der Arbeitnehmer glauben nicht, dass sie ihren derzeitigen Job bis zum gesetzlichen Rentenalter ausführen können.
Bei denjenigen, die ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen besser einschätzen, sind immerhin 76 Prozent sicher, bis zur Rente im Job zu bleiben.
Ein Fokus der diesjährigen Umfrage lag auf dem Thema der unbezahlten Arbeit. 17 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig unbezahlt außerhalb der normalen Arbeitszeit etwas für ihren Job zu tun. Die meisten von ihnen arbeiten als Erzieher oder Lehrpersonal (45 Prozen). Die unentgeltlichen Überstunden werden vom Großteil aber nicht aus Karrieregründen aufgebaut. 74 Prozent dieser Arbeitnehmer haben der Umfrage zufolge nämlich kaum Aufstiegschancen.
Aber auch ohne unbezahlte Überstunden sind die Arbeitgeber mit ihrem Gehalt oft nicht zufrieden: In der Studie sagen 43 Prozent aus, dass ihr Gehalt nicht oder nur gerade so zum Leben reicht.