Bernanke wirft die Geldpresse an

Mit Null-Zinsen will der Fed-Chef die USA aus der Krise führen. Der Radikalkurs soll die Banken dazu bringen, dass sie wieder Kredite ausgeben. Was die historische US-Zinssenkung für die Verbraucher bedeutet.
von  Abendzeitung
US-Notenbank-Chef Ben Bernanke stellt den Geldinstituten Geld zum Nulltarif bereit. Das soll die Kredit-Vergabe ankurbeln.
US-Notenbank-Chef Ben Bernanke stellt den Geldinstituten Geld zum Nulltarif bereit. Das soll die Kredit-Vergabe ankurbeln. © dpa

NEW YORK - Mit Null-Zinsen will der Fed-Chef die USA aus der Krise führen. Der Radikalkurs soll die Banken dazu bringen, dass sie wieder Kredite ausgeben. Was die historische US-Zinssenkung für die Verbraucher bedeutet.

Ben Bernanke ist am Nullpunkt angekommen. Der Chef der amerikanischen Notenbank (Fed) nahm jetzt den Leitzins auf Null bis 0,25 Prozent zurück (AZ berichtete). Das ist das niedrigste Niveau seit 1971. Bernanke will damit die US-Wirtschaft aus der Krise führen. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Nullzins in den USA.

Was will die Notenbank damit erreichen? Ein Leitzins von Null bedeutet: Die Banken können sich bei der Notenbank nahezu kostenlos Geld leihen. „Die Fed will die Banken so mit Geld vollpumpen, dass sie wieder mehr Kredite vergeben“, sagt Kornelius Purps, Zinsanalyst bei Unicredit. Wegen der Finanzkrise scheuen sich die Institute, Geld zu verleihen. Das lähmt die Wirtschaft. Frisches Geld für Firmen und Verbraucher soll sie in Schwung bringen.

Was kann die Fed jetzt noch tun? „Sie wird zusätzlich auch die Notenpresse anwerfen“, glaubt Experte Purps. Mit dem Geld kann sie den Banken Anleihen abkaufen. Das drückt das Zinsniveau in der Wirtschaft weiter runter. Außerdem heizt sie damit die Inflationserwartungen an. Das soll einer drohenden Deflation vorbeugen, also einem dauerhaften Preisverfall. „Der wäre viel schlimmer als eine hohe Inflation“, meint Purps. Grund: Die Verbraucher würden auf immer niedrigere Preise warten und Käufe hinauszögern. Das verschärft die Krise.

Sinken jetzt auch bei uns die Zinsen? An den Kapitalmärkten sind sie gestern bereits zurückgegangen – auch in Erwartung weiterer Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank. Dass die kommen, gilt Experten als sicher. Unicredit-Mann Purps glaubt: Die EZB wird die Zinsen im Euroraum nächstes Jahr bis auf ein Prozent runternehmen.

Was bedeutet das für die Verbraucher? Auch in Deutschland dürften in den nächsten Monaten Kredite billiger werden. Wer damit liebäugelt und es sich noch leisten kann, zu warten, sollte das tun. Das gilt insbesondere für Häuslebauer. Experten rechnen damit, dass Baukredite ab Anfang des Jahres nochmal günstiger werden. Derzeit gibt es zehnjähriges Baugeld ab 4,1 Prozent Nominalzins.

Wo soll ich jetzt mein Geld anlegen? „Die goldenen Zeiten bei der Zinsanlage sind vorbei“, meint Zins-Experte Purps. Soll heißen: Für Tagesgeld- oder Festgeld-Anlagen werden die Konditionen in den nächsten Monaten schlechter. „Wer Geld übrig hat, sollte sich jetzt noch einen halbwegs attraktiven Sparzins sichern“, meint Purps.

Die Entwicklung in Ruhe abwarten könne man mit halb- oder einjährigen Festgeldkonten, rät die Stiftung Warentest. Zinsen von mehr als fünf Prozent bieten derzeit der deutsche Ableger der türkischen Oyak Anker Bank, die Santander Consumer Bank oder die BMW Bank, so die Tester.

A. Jalsovec

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