Bei Qimonda gehen die Lichter aus

Der Münchner Chipfirma droht die Pleite. Helfen kann jetzt nur noch ein Verkauf – oder die Konzermutter Infineon. Aber die will nicht, weil sie selbst kein Geld hat.
von  Abendzeitung
Kerzen für die Jobs: Bereits Ende Oktober protestierten Qimonda-Beschäftigte gegen den Stellenabbau. Jetzt droht die Pleite der Firma.
Kerzen für die Jobs: Bereits Ende Oktober protestierten Qimonda-Beschäftigte gegen den Stellenabbau. Jetzt droht die Pleite der Firma. © dpa

Der Münchner Chipfirma droht die Pleite. Helfen kann jetzt nur noch ein Verkauf – oder die Konzermutter Infineon. Aber die will nicht, weil sie selbst kein Geld hat.

MÜNCHEN Unternehmenseigner werden für elf Cent – geht das? Das geht. Und man muss gar nicht in die Ferne schweifen, um die Firma zu finden, bei der das möglich ist: Die Aktie des Münchner Speicherchip-Herstellers Qimonda erreichte gestern zeitweise diesen historischen Tiefstwert. Hundert Anteilsscheine der Firma wären also schon für 11 Euro zu haben gewesen.

Ob sich diese Investition lohnt, ist aber mehr als fraglich. Denn Qimonda steht das Wasser bis zum Hals. Der Konzern steht vor der Zahlungsunfähigkeit, heißt es in Branchenkreisen. „Wenn die Konzernmutter Infineon nicht endlich einen Käufer findet, ist Qimonda im Januar weg“, so ein Brancheninsider zu AZ.

Seit Mitte des letzten Jahres hat die Firma Quartal für Quartal Verluste angehäuft – in der Summe fast zwei Milliarden Euro. „Denen geht langsam das Geld aus“, meint ein Firmenkenner. Diese Erkenntnis hat sich auch beim Qimonda-Betriebsrat durchgesetzt. Der warnt „SZ“ in einem Brandbrief, der Konzern sei „existenziell gefährdet“ (AZ berichtete). Auch das Unternehmen selbst macht aus den Problemen keinen Hehl. „Die Lage ist sehr ernst“, so ein Sprecher. Das betreffe aber nicht nur Qimonda. „Allen in der Branche geht es schlecht.“

Bei Qimonda gibt es keinen Tarifvertrag

Tatsächlich machen selbst Branchengrößen wie Samsung oder Hynix im Speicherchip-Geschäft Verluste. Grund sind Überkapazitäten und ein rasanter Preisverfall bei PC-Chips. „Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen“, meint Theo Kitz, Analyst beim Bankhaus Merck Finck.

Qimonda fährt daher bereits einen drastischen Sparkurs, will 4300 der weltweit 13000 Jobs streichen. In Deutschland beschäftigt die Firma derzeit rund 4600 Menschen, 1400 in München. Was für sie im Fall einer Pleite besonders bitter wäre: „Bei Qimonda gibt es keinen Tarifvertrag und damit auch keinerlei Sicherheiten für die Arbeitnehmer bei einer Insolvenz“, sagt Michael Leppek von der IG Metall. Jüngere Ingenieure finden dann zwar möglicherweise schnell wieder eine Arbeit. „Für Ältere und Verwaltungsangestellte sieht es aber düster aus“, meint Leppek.

Helfen kann dem Konzern und den Beschäftigten wohl nur der Verkauf der Firma. Der ist aber umso unwahrscheinlicher, je mieser es der Branche geht. Dennoch sagt Infineon-Chef Peter Bauer: Es gebe „gute Chancen“ Qimonda an einen Interessenten loszubekommen. Der Tochter selbst finanziell helfen will er aber nicht: „Wir brauchen unser Cash selber.“ Infineon hält 77 Prozent an Qimonda.

Verschenkt der Infineon-Chef die Qimonda-Aktien?

Loshaben will der Infineon-Chef den Verlustbringer auf jeden Fall. Zur Not will er die Qimonda-Aktien sogar an die Infineon-Aktionäre verschenken. Dann hätte Infineon das Sorgenkind los – und es bestünde sogar die Chance, dass die neuen Qimonda-Anteilseigner einer Kapitalerhöhung zustimmen. Das würde Qimonda nochmal Geld bringen.

Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Wer investiert schon gerne nochmal in eine Aktie, die ohnehin kaum noch etwas wert ist?

A. Jalsovec

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