Bei den Löhnen steht eine Magerkur bevor
Auf dem Jobmarkt geht nichts mehr. Die Frühjahrsbelebung fiel diesmal aus. Das kriegen auch die zu spüren, die noch eine Stelle haben. Sie müssen mit Einschnitten beim Gehalt rechnen.
Das werden harte Monate für Beschäftigte: Auch die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Prognose für die Arbeitslosigkeit nach oben korrigiert. Bis Jahresende sollen vier Millionen Menschen ohne Job sein, 2010 im Schnitt 4,7 Millionen.
„Die Rezession wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus“, sagte Agenturchef Frank-Jürgen Weise. Das hat auch Folgen für Beschäftigte, die ihre Stelle behalten. „Die Firmen werden die Situation auf dem Jobmarkt als Druckmittel nutzen, um Zugeständnisse bei Löhnen und Arbeitszeit zu verlangen“, so Reinhard Bispinck zur AZ, Tarifexperte bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Fakt ist: Wegen der Konjunkturkrise geht auf dem Arbeitsmarkt nichts mehr. Im April blieb die sonst übliche Frühjahrserholung aus. Im Vergleich zum Vormonat sank die Zahl der Arbeitslosen bundesweit nur um 1000 auf 3,585 Millionen. Die Quote betrug 8,6 Prozent. In Bayern waren gut 330000 Menschen ohne Job (5,1 Prozent), in München knapp 60000 (5,1 Prozent). Ohne Kurzarbeit wäre die Bilanz noch schlechter. In Deutschland sind davon jetzt 1,5 Millionen Menschen betroffen, bayernweit 450000.
In den Betrieben bleibt das nicht ohne Wirkung. Beispiel Daimler: Um Personalkosten zu sparen, hat der Autobauer seinen Beschäftigten schmerzhafte Zugeständnisse bei den Löhnen und der Arbeitszeit abgepresst. „Ähnliches dürften wir bald in einer großen Zahl von Betrieben erleben“, glaubt Reinhard Bispinck.
Der Lohnexperte rechnet damit, dass – wie bei Daimler – künftig öfter die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich gekürzt wird. Bereits vereinbarte Tariferhöhungen dürften verschoben werden, freiwillige Sonderzahlungen wie das Weihnachtsgeld gekürzt werden. „Unterm Strich kommt deshalb von den vereinbarten Lohnerhöhungen deutlich weniger in den Taschen der Arbeitnehmer an.“
Schon 2008 lagen die Effektiv-Verdienste um 0,6 Prozentpunkte unter der durchschnittlichen Tariferhöhung von 2,9 Prozent. „Dieser Abstand wird 2009 steigen“, sagt Bispinck voraus. Ohnehin fallen die Lohnerhöhungen in einzelnen Branchen sehr unterschiedlich aus (siehe Tabelle unten). Während Beschäftige im Möbelbau oder Kfz-Handel 2008 fast fünf Prozent mehr verdienten, gab es in Reisebüros oder im Gartenbau fast kein Plus.
A. Jalsovec
In diesen Branchen stiegen die Löhne 2008 am meisten
Möbelherstellung: 4,7 Prozent
Schiffahrt: 4,7 Prozent
Kfz-Handel und -Reparatur: 4,6 Prozent
Chemische Industrie: 4,5 Prozent
Textil und Bekleidung: 4,0 Prozent
Post-, Kurier- und Expressdienste: 4,0 Prozent
In diesen Branchen gab es kaum mehr Geld
Reisebüros und -veranstalter: 0,7 Prozent
Garten- und Landschaftsbau: 0,4 Prozent
Tabakverarbeitung: 0,1 Prozent
Telekommunikation: 0,1 Prozent
Rundfunkveranstalter: 0,0 Prozent
Spielbanken und Spielklubs: 0,0 Prozent