Bei BMW müssen auch die Chefs bluten

MÜNCHEN - Harte Zeiten beim Münchner Autobauer: Der Absatz sinkt drastisch. An zwei Standorten wird die Kurzarbeit verlängert. Und auch die Manager verdienen weniger.
Die Besucherin der Münchner BMW-Welt nimmt kein Blatt vor den Mund: „Das Geld für diesen Nobelbau hätte sich BMW lieber sparen sollen“, sagt sie. „Dann müssten die Beschäftigten jetzt vielleicht nicht kurz arbeiten.“ Dann nimmt sie ihren Imbiss zu sich, beobachtet das Treiben in dem futuristischen Gebäude am Olympiapark.
Ein paar Meter weiter gibt BMW-Chef Norbert Reithofer bei der Bilanzvorlage einen trüben Ausblick auf das laufende Jahr. Einen weiteren Absatzrückgang sagt er für 2009 voraus. Eine genaue Prognose wagt er aber nicht: „Es wird ein Übergangsjahr, für das keine verlässlichen Ergebnisaussagen möglich sind.“
"Die Flaute auf dem US-Markt ist schlimm für BMW"
Sicher ist: Die weltweite Krise auf den Automärkten trifft BMW besonders hart. Um 90 Prozent auf 330 Millionen Euro brach der Gewinn 2008 ein. Die Verkaufszahlen schrumpften deutlich. „Vor allem die Flaute auf dem US-Markt ist schlimm für BMW“, so Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zur AZ. Die Münchner verkaufen in Amerika mehr Autos als zuhause.
Aber auch auf dem Heimatmarkt läuft’s schlecht: „BMW ist der Prügelknabe bei der Abwrackprämie“, sagt Dudenhöffer. Hintergrund: Von dem 2500-Euro-Staatsbonus für die Autokäufer profitieren vor allem Kleinwagen-Hersteller.
Die Großen wie BMW müssen dagegen kleinere Brötchen backen. Mit Verkaufsrückgängen bis zu 20 Prozent rechnet Dudenhöffer 2009. Konzernchef Reithofer kündigte gestern an, die Produktion nochmal um 40000 Autos zu kürzen. Die Kurzarbeit an den Standorten Dingolfing und Regensburg läuft nun bis Mai. Ob das auch im Münchner Motorenwerk droht, blieb offen. Bei der IG Metall schließt man es nicht aus. „Wenn der Absatz zurückgeht, braucht man weniger Motoren“, so ein Sprecher. Allerdings: „BMW kann die Kurzarbeit eine Weile durchhalten.“
Die BMW-Vorstände bekommen 40 Prozent weniger
Darauf setzt auch Reithofer: Kurzarbeit sichere die Beschäftigung der Stammbelegschaft, „die wir für die nächste Wachstumsphase dringend benötigen“. Glaubt man dem Konzernchef, dann setzt die 2010 ein. Dann bringt BMW neue Modelle auf den Markt.
Heuer sollen aber nochmal 1000 Jobs wegfallen – indem frei werdende Stellen nicht besetzt werden. Auch sonst spart BMW kräftig, unter anderem bei den Vorstandsgehältern. Rund 2,3 Millionen Euro erhielt Reithofer 2008 – ein Minus von 40 Prozent. Das gilt auch für die anderen Vorstände. Doch auch bei den Beschäftigten schrumpfen die Bonuszahlungen: Tarifmitarbeiter verdienen deshalb zehn Prozent weniger.
aja/dk